gemein war die Trauer im Lande, wenn er starb, und sie dauerte so
lange, bis die Priester einen neuen Rpis gefunden hatten; dann aber
herrschte große Freude, denn im Rpis verehrte man den Gott ©firis.
3. Die Tolenverehrung. Der Glaube an die Fortdauer des
Menschen nach dem Tode war in den Ägyptern so kräftig, daß er ihr
ganzes Leben erfüllte. „Die Ägypter", sagt ein alter Geschichtschreiber,
„halten die Zeit dieses Lebens für sehr gering, aber sehr hoch die
Seit nach dem Tode, wo sich ihre Tugend im Andenken erhalten soll.
Darum nennen sie die Wohnungen der Lebendigen Herbergen, weil
wir nur eine kurze Zeit darin wohnen; die Gräber der verstorbenen
aber nennen sie ewige Häuser, weil die Toten in der Unterwelt
eine unbegrenzte Zeit zubringen. Deshalb wenden sie auf die (Erbauung
der Häuser nur geringe Mühe, die Gräber aber werden auf außer¬
ordentliche Weise ausgestattet." EDeil die Ägypter glaubten, daß die
Fortdauer nach dem Tode von der (Erhaltung des Körpers abhinge, so
widmeten sie den Leichnamen der Ihrigen die höchste Sorgfalt. Sie
wußten die Körper durch die Einbalsamierung so gut vor Ver¬
wesung zu schützen, daß viele von ihnen, Mumien genannt, sich bis
auf den heutigen Tag erhalten haben. Diese Mumien wurden in ver¬
zierten Särgen in unterirdischen Gewölben aufgestellt, die in die Felsen
des Gebirges eingehauen und mit Bildwerken und Gemälden geschmückt
waren. Jede ägyptische Stadt hatte nach ihrer Größe eine Reihe
solcher Grabgewölbe. Rn diese Totenstätte knüpfte sich die Vorstellung
von einem großen unterirdischen Totenreiche, worin Gsiris über die
Seelen der verstorbenen Gericht hält.
4. Die Bauwerke der Ägypter.
t. Die Pyramiden. tDie die Ägypter die unterirdischen Häuser
für ihre Toten sorgfältig ausstatteten, so haben sie auch über der (Erde
gewaltige Bauwerke errichtet, deren Überreste noch heute, nach drei
und vier Jahrtausenden, das Staunen aller Welt erregen. 3m mittleren
Teile des Landes, namentlich dort, wo einst die alte Königsstadt
Memphis lag, erheben sich gegen 40 Pyramiden; das sind Bauten aus
großen Steinblöcken, unten viereckig, oben zu einer Spitze auslaufend.
Die größte Pyramide, die vor mehr als 3000 Jahren vor Christi
Geburt der König Cheops (Thufu) aufgeführt hat, war einst 146 m
hoch (also höher als der Münsterturm in Straßburg) und ist jetzt noch
137 m hoch; jede ihrer vier Seiten mißt unten 220 m. In ihrem
Innern befindet sich nichts als ein längliches Gemach, zu dem einige