Ein Glaube, der solche Wunder wirkte, eine Lehre, die solchen Trost
verlieh, mußte göttlich sein, mußte viele bewegen, die ohnmächtigen
alten Götter zu verlassen, an welche die Heiden selbst nicht mehr
glaubten, und sich zu dem lebendigen Gotte zu bekehren. So mehrte
sich die Zahl der Christen unter den Verfolgungen und mit Recht hat
man das Blut der Märtyrer den Samen der Kirche genannt. Schon
am Ende des zweiten Jahrhunderts konnte ein Kirchenlehrer den römi¬
schen Kaisern zurufen: „Wir Christen sind erst von gestern her und
haben schon all eure Besitzungen, eure Städte, Inseln und festen Plätze,
eure Gemeinderäte, Gerichtshöfe, Paläste und Heere gewonnen und
den Heiden nur noch ihre Tempel übrig gelassen. Hätten wir im Sinne,
uns für erlittene Mißhandlungen zu rächen, so würden wir stark genug
sein, mit den Waffen in der Hand unser Recht geltend zu machen;
denn unsere Freunde befinden sich nicht bloß in dieser oder jener Pro¬
vinz, sondern in allen Teilen der Welt. Ja, würden wir uns nur gemein¬
schaftlich verabreden, den römischen Boden zu verlassen, welch ein
Verlust von Untertanen wäre dies für die Regierung! Die Welt
würde staunen über die Verödung, die wir zurückließen, und menschen¬
leer und tot würde die Stadt erscheinen, worin ihr regiert habt."
2. Kaiser Konstantin. Drei Jahrhunderte lang hatte man das
Christentum zu unterdrücken versucht, da gewann es endlich den Sieg
über das Heidentum. Der römische Kaiser Konstantin, genannt
der Große, wurde Christ und erhob das Christentum zur herrschenden
Religion im Reiche. Ein denkwürdiges Ereignis soll zu der Bekehrung
des Kaisers beigetragen haben. Als er einst, so wird erzählt, wider
einen mächtigen Gegner zu Felde zog und die entscheidende Schlacht
nahe bevorstand, wandte er sich im Gebet an den Gott der Christen
und flehte um seinen Beistand. Und siehe, am hellen Mittag erblickte
er am Himmel über der Sonne das Zeichen des Kreuzes in strahlendem
Glanze und daneben die Schrift: ..Hierdurch wirst du siegen!" Kon¬
stantin staunte bei diesem Anblick. In der Nacht darauf erschien ihm
Christus im Traume uud befahl ihm: „Tue die Adler von deinen
Fahnen ab und setze statt ihrer das Kreuzeszeichen darauf, so wirst du
deinen Feind überwinden." Der Kaiser gehorchte und siegte.
3. Die christliche Kirche im römischen Reiche. Von dieser Zeit
an war Konstantin ein eifriger Beschützer der Christen (324). Er
unterstützte sie, wo er nur konnte, und überall wurden ihnen Kirchen
erbaut. Den Kaisersitz verlegte er von Rom nach der Stadt Byzanz
am Schwarzen Meere, die neu aufgebaut und ihm zu Ehren Kon-