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IV. Die alten Deutschen bis zur
Wölkerwanderung.
14. Die alten Germanen.
1. Beschaffenheit des Landes und seine Erzeugnisse.
Das alte Deutschland wurde zur Zeit, wo seine Bewohner zuerst
in der Geschichte auftraten, im Norden vou der Nord- und
Ostsee, im Osten von der Weichsel, im Süden von der Donau,
im Westen vom Rhein und den Vogesen begrenzt.
Ungeheure undurchdringliche Waldungen, Sümpfe und
Moräste bedeckten das Land. Das Klima war rauher und
kälter, als es jetzt ist. In den Urwäldern hausten Auerochsen,
Bären, Renn- und Elentiere und Wölfe. Auf deu Felsen
horsteten Adler und Falken. Anßer wildem Obste, Beeren,
Kräutern und Wurzeln brachte der Boden nur Hafer und
Gerste hervor. Üppige Weiden ernährten Rindvieh und Pferde.
2. Namen und Völkerschaften. Unsere Vorfahren
gehörten nach Sprache und Sitte den arischen Völkerschaften an
und waren in sehr früher Zeit aus Osten eingewandert. Die
Römer nannten sie Germanen, d. i. Wehr- oder Kriegsmänner.
Sie selbst gaben sich den Namen Deutsche, welches von dem
gotischen Wort thiuda, oder diot, d. H. Volk, Herkommt.
Die alten Deutschen zerfielen in drei Hauptstämme und
viele Völkerschaften: die Sachsen in Niederdeutschland, zwischen
Niederrhein und Elbe; dazu gehörten: die Friesen an der
Nordsee, die Cherusker am Harz, die Chatten in Hessen.
Südlich und östlich davon wohnten die Sueveu mit den
Markomannen, Langobarden und Hermunduren
am Thüringer Wald. Die Goten wohnten an der Weichsel;
zu ihnen gehörten die Burgunder, die Vandalen re.
3. Körperbeschaffenheit, Lebensart und Sitten
der alten Deutschen. Die alten Deutschen zeichneten sich
durch hohen, stattlichen Wuchs, durch blaue Augen, langes
blondes Haar und große Kraft vor andern Völkern aus. Das
rauhe Klima gewöhnte sie an Hunger und Kälte. Die Kraft
des Leibes wurde frühzeitig gestählt. Die Bekleidung bestand
meist in der Haut der wilden Tiere, auch aus gewobenen
Stoffen, die der Frauen aus ärmellosen leinenen Überwürfen;