64 Friedrich II., Eisen zahn; seine Festigkeit und Frömmigkeit.
Lande eine geliebte, milde Wohlthäterin. Sie starb im Jahre 1442, am 13.
November, an demselben Tage, wo nach Jahrhunderten eine andere Elisabeth
aus baierschem Stamm für den preußischen Thron geboren werden sollte*).
9. Friedrich II. (genannt Eisenbahn). 1440—1470.
Friedrich's Festigkeit und Frömmigkeit. Friedrich, der zweite Kur¬
fürst aus dem Hause Hohenzollern, uud nach dem früh erfolgten Tode seines
jüngsten Bruders (1463) alleiniger Herrscher in der Mark, erhielt von seinen
Zeitgenossen den Beinamen „Eisenzahn" oder „der Eiserne," doch muß dies
wohl in einem besonderen Umstande seinen Grund gehabt haben; denn dieser
Name ist für das öffentliche Wirken unsers Kurfürsten nicht gerade der be¬
zeichnendste. Allerdings bewährte er auch, wie sein glorreicher Vater, eine
große Festigkeit und Ausdauer in Verfolgung seiner auf Vergrößerung der
brandenburgischen Bracht berechneten Pläne, und wo es galt, mit des Schwertes
Gewalt eine nothwendige Entscheidung herbeizuführen, da fehlte es auch ihm
nimmer an der Tapferkeit, welche der Hohenzollern Erbtheil war; aber sein
eigenthümliches Wesen, die Tugenden, welche ihn auszeichneten, erfordern eine
mildere Bezeichnung, als die des Eisernen. Friedrich gab auf dem branden-
burgifchen Throne vor Allem ein denkwürdiges Beispiel ächter Gottes¬
furcht, jener wahren kräftigen Frömmigkeit, welche aus einem tiefen, leben¬
digen Glauben zugleich die Kraft zu ernstem, freudigem Handeln schöpft. Es
ist ein Vorzug und Ruhm der hohenzollernschen Fürstenfamilie, daß sie nicht
wenige Regeuteu auszuweisen hat, bei welchen ein ernst frommer Sinn sich
mit den kräftigsten Herrschertngenden paarte, und gerade in dieser Beziehung
leuchtet Friedrich II. seinem Hause als ein treffliches Muster voran.
Friedrich's tiefe innige Frömmigkeit hat ihren schönen Ausdruck in dem
Bekenntnisse gefunden, welches er kurze Zeit nach seinem Regierungsantritt
niederschrieb, später aber in der Domkirche zu Braudeuburg feierlich wieder¬
holte. „Ich vergeb durch Gottes Willen allen denen," heißt es darin, „die je
wider mich gethan haben, von ganzem Herzen und bitt Gott für sie. Ich geb
auch wieder, was ich unrecht hab, sicher und unsicher, bei lebendigem Leib, daß
meine Erben nicht unrecht Gut erben, noch meine Seele übel fahre. Und hab
ich Jemand Unrecht gethan, das mir vergessen ist, so bitt ich Alle, daß sie
mirs vergeben, und wollte gern, daß ich in allem meinem Leben nie hätte ge¬
than wider Gottes Lieb' und des Nächsten. Herr, in deine Hände befehl
ich meinen Geist! — ich fürchte dich, gütiger Jesu, ich leb, lieb uud hoff in
dich, du magst mich behalten und verdammen."
Den Geist wahrhaftiger Frömmigkeit, welcher dieses Bekenntniß durch¬
weht, bewährte der edle Fürst überall iu seiner Regierung; daß aber diese
Frömmigkeit nicht in ein weiches Gefühlsleben ausartete, sondern die That¬
kraft Friedrich's stärkte und erhöhete, das beweisen seine unablässigen und
glücklichen Bemühungen um die Erweiterung des ihm anvertrauten Landes,
sowie die kräftige Zügelung des in den Städten erwachten Geistes der Unab¬
hängigkeit. Allerdings versuchte er diese Ziele vor Allem durch Mittel der
*) Elisabeth, Gemahlin Friedrich Wilhelm's IV., die jetzige Kömgin-Wittwe.