Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

©fduod’f'rca — Thessalia. 
1159 
Pyanepsion (October—Novbr.). Der erste Tag 
hieß Szenen, von den bei dem Demetercult ge¬ 
wöhnlichen Neckereien; am zweiten Tage wurden 
die ©Efffiocpdpiß zu Hsllitnüs am Vorgebirge 
Kolias gefeiert. Die drei folgenden Tage bil¬ 
deten das Hauptfest in Athen selbst, und zwar 
hieß der erste wegen der Rückkehr von Halimüs 
"AvoSos, der zweite, strengem Fasten gewidmete 
TQq Hieß NrjaxsLd, der dritte Kvlhysvsiu, an 
welchem Demeter als KaXUyhna (Mutter schöner 
Kinder) mit Opsern und Tänzen geehrt wurde. 
Die Gegenwart von Männern bei diesem Feste 
war durch strenge Strafe verboten. 
Oeöfio&STai f. "Aqicov. 
Thespia, -ae (Qtonsict, Hom. II. 2, 478. 
und Hdt. 8, 50., (dionicc Paus. 9, 26, 6., später 
stets <dson(£)icä), sehr alte und bedeutende Stadt 
Boiotiens, westlich von Theben am südlichen 
Fuße des Helikon, berühmt durch ihren Tempel 
des Eros mit einer Statue des Gottes von Pra¬ 
xiteles. Cie. Verr. 4, 2, 4. 60, 135. Th. Wird 
.M Sitz des Amphion und Zethos genannt. 
Nachdem Xerxes wegen Theilnahme der Thespier 
an der Thermopylenschlacht die Stadt zerstört 
hatte, wurde sie wieder hergestellt, auch bei Pla^ 
taiai hatten die. Th. gekämpft. Hdt. 7, 202. 
226 8, 75. 9, 30. Während des peloponue- 
sis'chen Krieges findet sich eine einflußreiche athe¬ 
nische Partei unter den Bürgern, deren Ueber- 
gewicht die Thebaner im I. 423 veranlaßte, die 
Ringmauern der Stadt niederzureißen {Thue. 4, 
133.); nachdem dieselbe 378 durch Agefilaos wieder 
hergestellt worden war (Xen. Hell. 5, 4, 4.), 
wurde sie wahrscheinlich unmittelbar nach der 
Schlacht bei Lenktra von den Thebanern wieder 
zerstört und die Bewohner genöthigt, sich m die 
Bergveste Keressos zu flüchten; als auch btese von 
den Thebanern erobert worden war, wurde ihr 
Gebiet von diesen in Besitz genommen. Xen. 
Hell. 6, 3, 1. Diod. Sic. 15, 46. Wiederher¬ 
gestellt wurde die Stadt wahrscheinlich durch Phi¬ 
lippos bald nach der Schlacht bei Chaironeia und 
sie erhielt sich anch in römischer Zeit in einer ge¬ 
wissen Blüte. Strab. 9, 410. Noch zur Zeit des 
Pausauias sand sich dort ein Theater, eine sehens¬ 
werte Agora und manche Heiligtümer mit Sta¬ 
tuen von bedeutendem Kunstwerthe: das Original 
des Eros von Praxiteles war freilich schon von 
Caligula und zum 2. Male von Nero nach Rom 
entführt und durch eine Copie von der Hand des 
Atheners Menodoros ersetzt worden. Neben Eros 
genossen in Thespiai besonders die Musen Ver¬ 
ehrung; wie dem Eros ’EqcozlSsldc, so wnrden 
letzteren Movoeiu, Feste mit musischen Agonen, 
gefeiert. — Bedeutende Reste bei Erimokastro. 
Tliespiädes f. Musae. 
Tliespis, ©söTitg, ein Zeitgenosse des Lolou, 
aus dem attischen Demos Jkaria, urn^Ol. 61, 
gilt als Erfinder und Begründer der Tragödie, 
indem er an ben dionysischen Festen den dithy¬ 
rambischen Chorgesängen eine Erzählung und 
mimisch- orchestische Darstellung der dionysischen 
Mythen hinzufügte. Diesen Schauspieler neben 
dem Chore machte Th. wol selbst und vereinigte 
in sich die Thätigkeit des Dichters, Tonsetzers 
nnd Schauspielers. Suidas berichtet, baß Th. 
zuerst sich geschminkt unb bann Masken von Leine- 
wand eingeführt habe. Schriftliches hat er nicht 
hinterlassen. Plut. Sol. 29. Diog. Laeit. 3, 
56. Athen. 1. p. 22. Vgl. Tragoedia 
Tliesproti, ©songootoL, einer ber 4 Hauptstämme 
in Epeiros, bei Homer noch bas einzige Hauptvolk 
dieser Gegend; sie wohnten längs der Küste von 
der kerkyraiischen Meerenge bis zum ambrosischen 
Meerbusen und landeinwärts bis zum Pindos. 
Als halbe Barbaren lebten sie meist in Dörfern 
unb Flecken; in ihrem Gebiete lag Dobona. 
Später oerbrängten bie Molosser sie aus bem 
innern Laube, unb ihnen blieb nur ber später 
itach ihnen benannte Küstenstrich. Sie zerfielen 
gleich ben übrigen epeirotischen Völkerschaften 
unter sich in viele einzelne Stämme mit beson¬ 
deren Namen, unter denen ber ber Kassopaier 
der bedeutendste war. Vgl. Hom. Od. 5, 115. 
Hdt. 8, 47. Thue. 1, 46. 4, 35. 5, 22 
Thessalia, 0eaaaXCa, 0srtccXlcc, ehedem auch 
Hellas, Aiolis, Haimonia, Pelasgia, Pyrrhaia 
geheißen nach einzelnen Gegenden, das östliche 
Stück Nordgriechenlands, grenzte im N. an Jta- 
kedonien, im W. an Epeiros, im S. an Aitolien, 
Doris und das Land der epiknemidischen Lokrer, 
im O. an das aigaiische Meer. Das ganze Land 
besteht ans 2 kesselartigen, an Einem Puncte 
durchbrochenen Becken, einem schmalen Küstenstrich 
und einem regelmäßig gebildeten Flnßthale. Den 
Rand des größeren Kessels bildet im Westen der 
Pindos und Lakmon nebst Tymphrestos; 
der Phekapaß (j. Paß von Dugliana) führt nach 
Epeiros. Vom Lakmon ziehen bie kambuni- 
schen Berge gegen Osten zum Olympos hm, 
von bem aus Ossa und Pelion den Ostrand 
bilden. Von den südlichen Theilen des Pindos 
streichen die phthiotischen Berge und _ der 
Othrys bis an das Meer im O. Der kleinere 
Kessel ist von den Anslänsern des Othrys und 
Pelion, sowie von den unbedeutenderen Höhen 
der Gebirge Athamas und Narthakion uin- 
schlosieu. ^ Während das größere Bassin ehemals 
ein See gewesen, dessen Wassennasse sich zwischen 
Ossa und Olymp durch das Tempethal (s. d.) 
einen Austveg bilbete, jdjeint bet 9icuib bc§ siet- 
neren Kessels umgekehrt einen Duichbruch von 
außen erlitten zu haben, in Folge dessen sc me 
größere Hälfte vom Waffer des p a g a i a 11) a) e tt 
Meerbusens bedeckt wurde. Nach dem malischen 
Gols hiti streicht endlich noch das Oitegebuge, 
an dessen Nordrand der Spercheios hinströmt. 
Nahe ans Meer treteiib, bilbet bas Gebirge hier 
den Paß der Thennopylen (s. d.). Außer dem 
westlichen Phekapaß und dem südlichen Ther- 
mopylenpaß führen von N. nur 2 Pässe in das 
Land, der eine an der Küste und dann durch das 
Tempethal, der andere über die olympischen 
Höhen; beide vereinigen sich bei Goititoi; -he) = 
salieu ist so das verkleinerte Bild von Sieben¬ 
bürgen. — Unter den Flüffen sind zu nennen 
mit seinen Nebenflüssen der P eitet os (s. JO/ 
aus bem Lakmon entspringen!) uub burch bei» 
Tempethal in ben therma'ischen Meerbusen mün¬ 
dend; nächstdem der Spercheios (s. d.), vom 
Tymphrestos herab dem malischen Meerbusen zu¬ 
strömend. Unter bett Seen ist der größte Boißriig 
Xfavri, j. Karlassee, im S.-O. die Swia? X^vri, 
j. Nezero, am Nordrande der phthiotischen Berge; 
Ne ae uv Lg (j. Karatschair ober Mavrvlimni), ein 
Sumpfsee, rechts vom Peneios. — Thessaliens
	        
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