Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

Arisbe — 
über den Rhein. Bei Admagetobriga besiegte er 
die Aedner, hieß sie Geiseln stellen und Tribut 
zahlen (61 v. C.) «und wurde Bundesgenosse und 
freund der Römer, 59. Caes. b. g. 1, 40. 42. 
Flut. Caes. 19. Bio Cass. 38, 34. Aber Cäsars 
Ankunft in Gallien veranlaßte die Aeduer, diesen 
zu Hülse zu rufen. Eine persönliche Besprechung 
zwischen Ariovist und Cäsar blieb ohne Resultat, 
die Waffen entschieden, und jener wurde im I. 58 
in der Mutigen Schlacht bei Besontio (j. Besan^on) 
gänzlich geschlagen. Caes. b. g. 1, 39 f. 47—53. JDio 
Cass. 38, 48 ff. Nur wenige Germanen, darunter 
ihr Anführer, entkamen über den Rhein. Seine 
weiteren Schicksale sind unbekannt. 
Arisbe, ’Agioßri, 1) eine der fünf bedeutenderen 
Troerstädte am Selleeis. Hom. II. 2, 836. Hier 
lagerte sich Alexanders Heer nach dem liebergang 
über den Hellespont (Arr. 1, 12, 6.); zur Zeit des 
zweiten pnnischen Krieges wurde es von den Galliern 
erobert. Pol. 5, 111. — 2) Stadt aus Lesbos (Hdt. 
1, 151.), nach Pliuius (5, 39.) durch ein Erdbeben 
zerstört. — 3) s. Aisakos. 
Aristagoras, ’AgiGzay o gag, Schwiegersohn des 
Histiaios und Nachfolger desselben in der Tyrannis 
von Milet, als Histiaios sich nach Susa zum 
Könige Dareios begeben hatte. Aus des Aristagoras 
Anregung rüstete Dareios eine Flotte aus zur 
Eroberuug der Insel Naxos und zur Zurücksühruug 
einiger von der demokratischen Partei vertriebenen 
Aristokraten nach dieser Insel; doch kam die Unter¬ 
nehmung uicht zu Stande, da Aristagoras sich mit 
dem persischen Feldherrn entzweite und dieser den 
keine Gefahr ahnenden Naxieru Kunde von dem 
Unternehmen zukommen ließ. Aus Furcht vor dem 
Zorn des Dareios und von Histiaios durch einen 
Boten aus Susa angestachelt, erhob nun Arista¬ 
goras die Fahne der Empörung, ries die Ionier 
zum Kampfe, die Athener zu Hülfe auf uud er¬ 
hielt von diesen 20 Schiffe, während die Spartaner 
fein Ansuchen abwiesen. Mit den Athenern kamen 
auch 5 Schiffe von Eretria auf Enboia. So brach 
der Aufstand der ionischen Griechen ans gegen 
Persien um 500 v. C. Anfangs glücklich, eroberten 
uud verbrannten sie die Hauptstadt Lydiens, Sardes, 
wurdeu aber von dem rasch heranrückenden per¬ 
sischen Heere geschlagen und von den Athenern in 
Stich gelassen. Zwar, hatten sich säst alle griech. 
Colonieen in Kleinasien ihnen angeschlossen, aber 
im I. 498 wurden sie von den Persern bezwungen, 
und Aristagoras, welcher am Kampfe selbst keinen 
Antheil genommen, verließ muthlos sein Vater¬ 
land und segelte mit Ansiedlern nach Myrkinos in 
Thrakien, fiel aber daselbst schon 497 im Kampse 
gegen die wilden thrakischen Völker. Hdt. 5,97—126. 
Thue. 4, 102. Cnrtins, Gesch. Griech. I, S. 520 ff. 
Ayistaiuetos, ’AgiazctCvszog, ans Nikaia in Bi- 
thynien, Grammatiker und Rhetor, kam bei einem 
Erdbeben zu Nikomedia 358 v. C. ums Leben. 
Unter seinem Namen existirt eine Sammlung ero¬ 
tischer Briefe, welche abenteuerliche Liebesverhältnisse 
in sehr deklamatorischer Darstellung enthalten und 
dem Alkiphrou in einer frostigen Weise nachgeahmt 
sind. Diese schwachen Producte eines eitlen Schwätzers 
gehören schwerlich dem A. an, sondern stammen 
wahrscheinlich ans bem Ende des 5. oder Ansang 
des 6. Jahrhunberts. Ansgg. v. Abresch (1749) 
unb Boissonabe (1822). 
Aristaios, ’Agiozuiog, Sohn bes Uranos uub 
Aristeas. 125 
ber Ge, ober bes Apollon unb ber Kyrene, ein 
Segensgott ber ältesten Bewohner Griechenlanbs, 
mit Zeus unb Apollon ibentificirt und an ver¬ 
schiedenen Orten, in Thessalien, Boiotien, Arka¬ 
dien, ans Keos, als Beschützer der Heerden, des 
Wildes, der Bienen (Verg. G. 4, 283 und 317 ff.), 
des Ackerbaues, des Wein- und Oelbanes verehrt 
(iVofttog, ’Aygsvg, Msh-oosvg. Pind.pytli. 9,5—65.). 
Wir schert in ihm „eine der Gestaltungen, in welche 
der einfachste ländliche Heliosdienst übergegangen 
ist, erhalten unter diesem besonderen Namen als 
Gott eines auch aus seinen Wanderungen ihm treu 
gebliebenen Volksstammes, insoweit ähnlich dem 
Pan, dem Apollon, während andere ähnliche örtliche 
ans Helios entsprungene Götter in dem Sammt- 
namen Apollon früh untergegangen sein möchten". 
F. G. Welcker, griech. Götterlehre I, 489. 
Aristarciios, ’Aqloxuqxos, 1) aus Tegea, 
tragischer Dichter uud Zeitgenosse des Enripides, 
nur bekannt durch einen Artikel bei Snidas, wo¬ 
nach er 70 Dramen aufführte und zweimal siegte. 
Dabei soll er 100 Jahre alt geworden sein. Dunkel 
sind die Worte des Snidas: og ngcözog sig zo 
vvv avtcöv firjKog rcc ögcc^icczcc y.azsozrjcev. Vgl. 
Nanck, trag. Graec. fragmenta, p. 564 f. — 2) A. aus 
Samos, um 260 v. C., alexandrinischer Mathe¬ 
matiker und Astronom, der die Himmelserscheinungen 
aufmerksam beobachtete und zuerst die Bewegung 
der Erde um die Sonne und um ihre eigene Achse 
gelehrt haben soll. Durch ihn uud seinen Schüler 
Hipparch aus Nikaia erhielt die Astronomie eine 
selbst von den Neueren bewunderte Vollkommenheit. 
Wir besitzen vou ihm eine Schrift mgi. [isyt&uv 
■xtxl oznoGzrifioizüJV tov xat aslrjvrjg. Ansgg. von 
Wallis (1688) und Nizze (1856). — 3) A. von 
Samothrake, hochberühmt als Grammatiker und 
Kritiker, Schüler des Aristophanes von Byzanz, 
lebte und lehrte unter Ptolemaios Philopator (um 
170) zu Alexandrien. Obgleich Lehrer mehrerer 
Söhne dieses Königs, mußte er doch, als sein Zög¬ 
ling Ptolemaios Physkon gegen die Gelehrten 
wüthete, Alexandrien verlassen, begab sich nach 
Kypros unb starb bort in hohem Alter, zuletzt 
von ber Wassersucht geplagt. Er wibmete seine 
Thätigkeit nicht nur ber Erklärung ber griechischen 
Dichter, besonbers bes Homer, Pinbar, Aristophanes, 
ber Tragiker u. s. w., zu welchen er nach Snidas 
gegen 800 Commentare verfaßt hat (bie große Zahl 
erklärt sich barans, baß die einzelnen Bücher Homers 
und die Stücke der dramatischen Dichter besonders 
gezählt wurden), sondern schrieb auch zahlreiche 
grammatische Schriften. Von allen diesen sind in¬ 
deß nur Bruchstücke in den Scholien zum Homer 
vorhanden. Die größten Verdienste aber erwarb 
er sich um den Homer, den er historisch und sachlich 
erklärte und dem er durch seine kritischen diog&ca- 
08Lg fo ziemlich die gegenwärtig gültige Textes¬ 
gestalt verlieh, indem er zugleich die unechten oder 
als eingeschoben verdächtigen Stellen mit kritischen 
Zeichen versah. Vgl. die meisterhafte Schrift von 
Lehrs: de Ar. studiis Horaericis (1833. 2. Aufl. 
1865). Er ragte durch Schärfe des Denkens und 
Umfang des Wissens unter Allen hervor und legte 
den Grund, aus welchem die späteren Erklärer sort- 
arbeiteten. Gegen ihn erhob sich in der pergamem- 
schen Schule des Krates Mallotes eine heftige 
Partei, die den Homer allegorisch erklären wollte. 
Aristeas, ’Agiazsug, 1) ans Prokonnesos, lebte
	        
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