Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

Attika. 
mit einer Makedonischen Besatzung versehen; sein 
noch innerhalb der Stadtmauer liegender Gipfel 
trägt noch jetzt die Reste eines *Marmordenk- 
mals des Philopappos, eines Nachkommen 
des letzten Königs von Syria Kommagene, unter 
12 K. Trajau errichtet. An die nördliche Seite dieses 
Hügels schließt sich eine andere Anhöhe an, nach 
der gewöhnlichen Annahme die Pnyx (ZlWg, gen. 
JlvHvos), wo sich das Volk versammelte und noch 
deutlich die in den Felsen gehauene Rednerbühne 
(ßrj/na) zu sehen ist, welche einem halbkreisförmigen 
Bau zugewendet war, wo das Volk seinen Stand 
hatte. Doch haben in neuerer Zeit Welcker, Urlichs, 
E. Curtius it. a. zu beweisen versucht, daß auf 
dem als Pnyx bezeichneten Hügel sich vielmehr 
ein Altar des Zsvg vipiaros befunden habe, wo¬ 
gegen (so Curtius) Pnyx nur ein anderer Name 
des Museion gewesen sei, und die zwischen letzterem 
und der Akropolis gelegene Fläche als Local der 
Volksversammlungen gedient habe. Später wurde 
das Theater des Dionysos zu diesem Zwecke be¬ 
nutzt. Zwischen Akropolis, Areiopagos, Pnyx und 
Museion lag mitten inne die mit Statuen reich¬ 
geschmückte, ein längliches Viereck bildende Agora 
(’JyoQa) im Stadttheil des inneren Kerameikos. 
An ihr lag die Stoa Poikile oder Gemälde¬ 
halle mit Gemälden des Polygnototz, der Kolo- 
nos Agoraios, ein kleiner Hügel, die Stoa 
Basileios, das Amtslocal des Archon Basilens, 
die Stoa des Zeus Eleutherios, der Tempel 
des Apollon Patroos, der Tempel der Götter¬ 
mutter (MrjzQ mov), das Rathhaus (BovXsv- 
triQLov), worin der Rath der 500 seine Sitzungen 
hielt, und die sog. T.holos (■S-dAos), ein kreis¬ 
förmiges, mit einem' Kuppeldache überdecktes 
Gebäude. Zwischen Agora uud Pnyx lagen die 
Tempel der Aphrodite Urania, des Hephaistos 
und das Heiligthum des Eurysakes. Geht man 
von der Agora nach Osten, so liegen hier an der 
Südseite der Akropolis: das Odeion des 
Herodes Atticns (s. Atticus, 2.), das dieser 
reiche Athener seiner Frau zu Ehren hatte bauen 
lassen, der Tempel des Asklepios, die Eumenische 
Stoa, das dem Dionysos geweihte *Haupt- 
theater, erst im I. 1862 durch die preußische 
Expedition von Strack, E. Curtius uud Bötticher 
wieder ans Licht gebracht, südl. daranstoßend das 
Lenaion, wo dem Dionysos die Lenaien gefeiert 
wurden, endlich am südöstl. Abhange des Akropolis- 
felfens das zu musikalischen Aufsühruugen von 
Perikles gebaute Odeion, kleiner als das Theater, 
doch in feiner Form ihm ähnlich, mit einem 
13 hölzernen, zeltförmigen Dache versehen. In dem 
östlich der Akropolis gelegenen Stadttheile (später 
die Hadrians stadt genannt) lag nach dem 
Jlissos zu, in der Nähe der Quelle Kallirrhoe od. 
Euneakruuos, *das Olymp ieion, der gewaltige 
Tempel des Zeus Olympios, 4 Stadien im Um¬ 
sange, von Perikles begonnen, doch erst von K. 
Hadrian vollendet, von dessen riesigen Säulen 
noch 16 stiheti. An der nordwestl. Spitze stand 
der ^Triumph bogen des Hadrian, ostl. der 
*Tempel der Aphrodite in den Gärten {h xrjTtois). 
Auf einer kleinen Insel des Jlissos lag ein Tempel 
der Demeter und Kore; jenseit des Flusses, also 
außerhalb der Stadtmauer, das prächtige, von 
dem Redner Lyknrgos zu den panathenaiischen 
Spielen angelegte und von Herodes Atticus mit 
Real'Lexikvn des class. Alterthums. f>. Aufl. 
161 
Parteiischem Marmor bekleidete * Stadion Pan- 
athenaikoit, so groß, daß Hadrian einst 1000 
wilde Thiere zugleich darin jagen ließ. Der süd¬ 
lich desselben sich erhebende Felshügel scheint der 
Ardettos (AQdrjvcog) zu sein, ans dessen Höhe 
alljährlich die durch das Loos bestimmten Richter 
den Heliasteneid schwuren. — Wenig östlich von 
dem Odeion des Perikles, da, wo sich die Straße 
an der Ostseite der Akropolis nach Norden wendete 
(Tripodenstraße), liegt das * ch o r e g i s ch e Denk¬ 
mal des Lyfikrates, jetzt die Laterne des 
Demosthenes genannt, ein kleiner, zierlicher Rund- 
I tempel mit 6 schlanken ionischen Säulen, dessen 
kuppelsörmiges Dach, einen ehernen Dreifuß als 
Weihgeschenk unb Siegespreis für einen chore- 
gifchen Sieg (s. Äs irovQytcc, 2.) trug, errichtet 
Ol. 111, 2. Das Prytaneion, wo Gesandte und 
wohlverdiente Bürger gespeist wurden, lag am 
nordöstlichen Fuße der Burg, neben dem Tempel 
des Sarapis, westlich davon das Heiligthum der 
Dioskuren {’Aruy-slov, os ''Avccxeg), oberhalb 
desselben ant nördlichen Fuße der Burg in einer 
durch einen Felsspalt mit der oberen Fläche der 
Akropolis zusammenhängenden Grotte das Heilig¬ 
thum der Aglauros. Westl. desselben befand sich 
(u. befindet sich noch) eine Höhle mit einer Quelle; 
die Höhle ist die Grotte des Apollon und des 
Pan, die Quelle hieß KlsipvSqoc ober ’E^nsdcö, 
weil man glaubte, sie gehe unter ber Erbe von 
Athen nach Phaleron; burch eine Wasserleitung 
stanb dieselbe in Verbindung mit der ^Wasseruhr 
des Andronikos Kyrrhestes, einem unter dem Namen 
„Thurm der Winde" jetzt noch berühmten 
Monumente. Zwischen Pnyx und Museion führte 
in südwestlicher Richtung eine Straße zum 
peiraiifchen Thore: dort lagen das Gymnasion 
des Hermes, die Tempel des Herakles Alexi 
kakos nnb ber Demeter und das Pompeion, 
zur Aufbewahrung der bei den Festzügen nöthigen 
heiligen Gesäße aus Gold und Silber bestimmt; 
zwischen der Pnyx und dem Areiopagos sührte 
eine andre Straße nordwestlich durch den innern 
Kerameikos zum Thore Dipylou; liuks davou 
lag der jetzt sog. Nymphenhügel (im Alter¬ 
thum wahrscheinlich mit zur Pnyx gerechnet), rechts 
das Gymnasion des Ptolemaios und weiter 
Nördlich davon das *THeseion, von einigen 
Neueren mit Unrecht für einen Arestempel an¬ 
gesehen, noch vollkommen erhalten; östlich davon 
die Gigantenstoa, das Gymnasion des Ha¬ 
drian o s und das Heiligthum der Athene Arche- 
getis. — Außerhalb der Stadt am nordwestlichen 
Ende des äußern Kerameikos (einer Vorstadt, die 
zwar auch, namentlich von der ärmeren Classe, 
, bewohnt war, besonders aber als Begräbnißplatz 
für die im Kriege gefallenen oder sonst um den 
Staat verdienten Athener diente, z. B. Miltiades, 
Kimon, Thnkydides, daher sich auch zu beiden 
Seiten der sie durchschneidenden Hauptstraße lange 
Reihen von Gräbern mit Stelen zogen) befand 
sich 6 Stabien vor bert Mauern bie Akab emie 
1 (AiiuSriiieicc, s. b.), ein Gymnasion mit schönen 
Anlagen, wo Platon lehrte; wenig nörblicher der 
durch Oidipns berühmt gewordene Hippios Ko¬ 
lonos, der Geburtsort des Sophokles; dort ruhen 
der um Hellas so hochverdiente Otsried Müller 
und der franzöf. Archäolog Letronne. Außerhalb 
des östlichen Thores Diomeis, südlich vom Lyka- 
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