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Neue Geschichte.
U r r. r © r s d) i ch ! r.
1. Die Reformation
1. Kaiser Karl V.
§ 66. Mit der Reformation treten wir in die neue
Geschichte ein, welche bis auf unsere Zeit herabführt. Die
Schwerter sind freilich noch lange nicht in Pflugscharen
verwandelt; die Mordlust offenbart sich so fürchterlich als
je. Doch beginnt die Geschichte mit dem Umschwung, daß
der Lenchter des Evangeliums wieder aufgestellt wnrde,
und schließt mit großartigen Geistesregungen, in Folge
deren trotz des fortschreitenden Abfalls fast alle Länder
von Evangelisten besucht werden.
Ehe wir von der Reformation selbst reden, wollen
wir einen Blick auf deu größten Monarchen dieser Zeit,
Kaiser Karl V. werfen. Nach Maxi milians I. Tod
1518 wollten die Stände die Kaiserkrone, um welche sich
auch der junge König Franzi, von Frankreich bewarb,
Friedrich d eni Weisen, Luthers Kurfürsten, übertra¬
gen, der sie aber weislich ausschlug uud die Wahl auf
Maximilians Enkel Karl (geb. zu Gent 1500) lenkte.
Dieser Karl war auch Enkel uud Erbe Ferdinands
von Spanien. Er wnrde 1520 zu Aacheu gekrönt. Seit
Karl dem Großen hatte kein König mehr über so viele
Länder zu gebieten. Als Erbe des Hauses Habsburg be¬
saß er außer dem östreichischen Lande, das er jedoch bald
seinem. Bruder Ferdinand überließ, den er auch zum
deutschen Reichsverweser ernannte, sämmtliche Niederlande.
Mit Spanien, wo er Karl I. hieß, erbte er zugleich die
Kroue beider Sicilien; und da ihm auch mächtige Strecken
in Amerika unterworfen wurden, sagte man von ihm, daß
in seinen Staaten die Sonne nicht untergehe. Was hätte
dieser hochbegabte Monarch ausrichten können, wenn er
der eben aufgehenden Reformation sich zugewendet hätte,
wozn die Bewegungen in allen katholischen Ländern, selbst