Full text: Deutsche Sozialgeschichte

Die Neue Rheinische Zeitung. 
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allein vom Verstände geleitet) zum Anhänger der Republik. 1846 
ließ er in dem Liede „Von unten" den Heizer im Bauche des Kaiser¬ 
schiffes sprechen: 
„Wir sind die Kraft! 
Wir hämmern neu 
Das alte morsche Ding, den Staat, 
Die wir von Gottes Zorne sind 
Bis jetzt das Proletariat!" 
und deutete etwas ungemütlich die deutschen Farben: „Schwarz ist 
das Pulver, rot ist das Blut, golden lodern die Flammen." Ihm 
stimmten nichtarbeitende „Arbeiter" und fanatische „Volksfreunde" 
begeistert bei. Zu diesen gehörte auch der Bonner Professor und 
Dichter Kinkel. Als er 1849 mit der Waffe in der Hand gefangen 
war und seine Erschießung erwartete, dichtete er sich ein Sterbelied: 
„Der müden, schwielenharten Hand 
Ein sanftes Los zu werben, 
Du vierter Stand, du treuer Stand, 
Für dich geh' ich zu sterben." 
(Er ward aber zum Zuchthause „begnadigt", entkam jedoch bald). 
Gegen die Neue Rheinische Zeitung ging die preußische Regie¬ 
rung, sobald sie wieder festen Boden unter den Füßen fühlte, sofort 
vor. Am 19. Mai 1849 erschien die letzte Nummer mit einem Ab¬ 
schiedsgedichte Fr eiligraths: 
„Und so lieg' ich nun da in meiner Kraft, 
Eine stolze Rebellenleiche! 
Auf den Lippen den Trotz und den zuckenden Hohn, 
In der Hand den blitzenden Degen, 
Noch im Sterben rufend: ,Die Rebellion'! 
So bin ich mit Ehren erlegen." 
Freiligrath war später für das neue deutsche Reich begeistert und 
entlockte dann seiner Leier andere Klänge. Marx und Engels da¬ 
gegen wollten vom Vaterlande nichts wissen. Wegen ihrer revolutio- 
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