Full text: Deutsche Sozialgeschichte

Fränkische Zeit. 
runden. Kleine Bauern aber nahmen sehr gern Land gegen Zins 
von den Großen, um bei diesen Schutz zu finden (vgl. S. 15). 
Immer zahlreicher wurden die Herrenhose, immer häufiger kamen 
Abhängigkeitsverhältnisse vor. Die Formen waren außerordentlich 
mannigfaltig. Von besonderer Bedeutung sür die Sozialgeschichte 
sind vor allem Vasallität und Benefizialwesen geworden. 
Vasallität. Schon früh empfahlen sich Freie dem Könige zu besonderem 
Schutze und gelobten ihm dafür Treue, ohne ihrer Freiheit irgend¬ 
wie verlustig zu gehen. Kommendation hieß der Vorgang, und mit 
einem wahrscheinlich keltischen Worte (das ursprünglich einen un¬ 
freien Diener bezeichnete) wurden die in solchem Verhältnis der 
Abhängigkeit Befindlichen Vassen oder Vasallen genannt. Unter 
den Merowingern nahm die Ausnahme in des Königs Schutz einen 
sehr weiten Umfang an (der Kommendierte kam in allen Rechtsfüllen 
vor das Königsgericht), und die Antrustionen gingen nach und nach 
in diese Vassen auf. In derselben Weise nun wie beim Könige 
ward bald auch bei den geistlichen und weltlichen Großen von är¬ 
meren Freien Schutz gesucht, die sich namentlich vor der Willkür 
der wenig beaufsichtigten Beamten, der Grafen, sichern wollten. 
Solche Freie siedelten die Großen nun aus ihren Besitzungen an (in 
derselben Weise wie es mit Unfreien vielfach geschehen war), be¬ 
waffneten sie, bildeten sich ein reisiges Gefolge aus ihnen und über¬ 
trugen ihnen auch wohl Ländereien gegen bestimmte Abgaben an 
Bcnefizien. Getreide, Vieh u. dgl. Für solche zeitweilige Verleihungen von 
Land war in kirchlichen Kreisen der Name Benefizium (= Wohl¬ 
that) im Gebrauch. Gerade Kirchen und Klöster suchten sich durch 
solche Landübertragungen kriegerische Hilfe gegen räuberische An¬ 
griffe zu sichern. Bald gab jeder, der über großen Grundbesitz ver¬ 
fügte, möglichst viele Benefizien aus, die stets zu wirtschaftlichen 
und kriegerischen Leistungen verpflichteten und des Grundherrn per¬ 
sönlichen Einfluß erhöhten. Welch Gegensatz zur Urzeit, in der die
	        
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