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häufig wird in unserer Zeit naturwissenschaftliches Gesetz auf
Sozialgeschichte angewandt und ebenso einseitig die Bedeutung des
wirtschaftlichen Lebens überschätzt. Demgegenüber räume ich der
staatlichen und geistigen Entwicklung größeren Platz ein. Eine
andere Eigenart des Büchleins im Unterschied von vielen deutschen
Geschichten soll darin bestehen, daß in ihm die jüngste Zeit weit
eingehender als die ferne Vergangenheit behandelt ist. Die ausführ¬
lichere Berücksichtigung der preußischen Geschichte habe ich S. 84
begründet.
Etwa solche geschichtliche Kenntnisse setze ich voraus, wie sie
Primaner im Durchschnitt besitzen. Deren Standpunkt ist mir zur
Genüge bekannt, nachdem ich jetzt etwa zwölf Jahre in Prima Ge¬
schichte „lehrend gelernt" habe. Deshalb kann mein Büchlein viel¬
leicht auch Fachgenossen Dienste thun, wenn sie auf die „geschicht¬
liche Entwicklung des Verhältnisses der Stände untereinander und
der Lage des arbeitenden Standes insbesondere" zu sprechen kommen.
Gerade dabei muß freier Spielraum gelassen werden. Aber „wo
viel Freiheit, ist viel Irrtum". Eine klare Anschauung von Zu¬
ständen wird Schülern nur schwer beigebracht und bleibt meist nicht
lange haften. Wir können eigentlich nur ein Verständnis anbahnen
und das Bewußtsein erwecken, wie viel noch zu wirklicher Einsicht
in die geschichtliche Entwicklung fehlt. Trotz allen Vorschriften und
Beschlüssen der vielen Versammlungen kommt die neueste Geschichte
nun immer noch zu kurz, nicht nur in dem Falle möglichst früher
Entlassung der Abiturienten (12 bis 15 Geschichtsstunden büßen