Full text: Alexander der Große und der Hellenismus (H. 3)

Einleitung. 
Vermessenheit wäre es, den Gehalt einer Weltperiode und ihres Schöpfers 
durch wenige Zeugnisse, zumal so komplizierter Gebilde durch nur literarische, 
heben zu wollen, welche Gegensätze werden nicht von diesem hellenistischen 
Zeitalter umspannt! Die träumerische, versonnene, leissentimentale Uunstdes 
Praxiteles und das leidenschaftliche, selbst in der Ruhe nur mühsam zurückge¬ 
staute Pathos des Sfopas; dem wirkenden Getriebe fern der stille Garten Lpi- 
kurs, in dem bei einer den Kommunismus streifenden Gemeinschaft materieller 
Güter das lustvolle Genügen an der innerlichen Freiheit, an der in sich gefestig¬ 
ten Persönlichkeit gedeiht, und jenseits seiner hegenden Mauern gährender 
Drang ins weite und Große, der einer weit griechisches Wesen, griechische 
Sprache aufprägen will und die von ihm Beseelten erst durch die Unterjochung 
fremden willens zum Selbstgefühl, zum Glück der Herrschaft, des Besitzes führt; 
eine bis zu den höhen genialischen Kraftüberschwanges, den Tiefen konischer 
Formverhöhnung freie Ausgestaltung der Individualität, und ihre Bindung in 
öen neugeschaffenen Formen des Berufsheeres und der Beamtenschaft, in einer 
beim Schwinden der Rassenunterschiede nach Graden des Vermögens und der 
Bildung streng geschichteten Gesellschaft; skrupelvoller Glaube an ein orien¬ 
talisch bereichertes, ritenstrenges Göttergewimmel und hingebungsvolle Rn= 
dacht zur Hilmacht des (Einen, der willkürlich ein regellos scheinendes Welt¬ 
spiel lenkt ober — ein Hllumfaffer, Hllerhalter — nach ewigen Gesetzen kos¬ 
misches und sittliches Geschehen regiert. — Flüchtige Lichter nur spielen aus 
herausgegriffenen (Einzelzeugniffen über ben Gestaltenreichtum ber bebeutungs- 
vollen (Epoche, beleuchten bis Kraftquellen, die bem aus hartem, unverbraucht 
tem Dolkstum gezeugten Genie fprubelrt: ben Glauben an sich, an sein gott- 
gesetztes Siel, (Orient unb (Dkzibent zu nicht mehr zu trennenber (Einheit zu 
gesellen, bie Meisterschaft in ber hanbhabung feines in harter Zucht gestählten 
Willensinstrumentes, bie burch bas Hochgefühl ber Gottessohnschaft unange¬ 
kränkelte tiefe Menschlichkeit, — weben ben tvärmenben Schimmer bes Mit¬ 
gefühls um bas letzte, fruchtlose Hufbäumen griechischen Freiheitsbranges 
gegen weltgeschichtliche Notwenbigkeit, — erhellen grell bas (Ehaos ber Dia- 
bochenkämpfe, in benen nach bem Tobe bes Unersetzlichen von Selbstsucht ge¬ 
leitet Wille gegen willen ringt, um an unberechenbaren Mächten zu scheitern, 
— röten sich vor bem Hufgang bes römischen Gestirns zur Hbenbbämmerung 
eines Tages, ber unverlierbare werte in bie Menschheitgeschichte gebucht hat. 
3n bie Hieberungen steigen wir, um bieses Tages Leben in einem kleinen Hus- 
schnitt zu erhaschen. Unb ob ber attische weise, Kinbermunbes kunb, zum bra- 
ven Kinbe spricht, ob er gelassen unter Tobesschmerzen seines Denkerlebens 
(Quellenfammlung 1,3: Neustadt, Alexander der Große ]
	        
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