Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst. 51
gethanen Ständen nicht versehen, gestalt sie es gewiß auch keine
Ursach haben. Denn soviel das Exercitium der Augsburger Kon¬
fession anreicht, da ist ja unleugbar und liegt hell am Tage, daß
ihnen dasselbe frei und ungehindert gelassen, auch dem geringsten
Unterthan unter ihnen ein anderes zu glauben von Uns niemals
zugemutet worden; weniger haben sie über die geringste Turbation
mit Fug einige Klage zu führen; am allerwenigsten aber, daß sie
ab officiis publicis tarn ecclesiasticis quam politicis exklndieret
und die Landeskinder gleichsam des Benesiciums der Kommunität
bei den Universitäten und Schulen privieret werden sollten. Denn
gleichwie solches mit Bestände nimmer wird erwiesen werden
können, also ist hingegen klar und offenbar, daß die meisten und
ansehnlichsten Chargen und Benesieien auch bei den vornehmsten
Kollegien bis auf diese Stunde mehr mit Lutherischen, als Refor¬
mierten besetzt und genossen werden. Wir halten auch eigentlich
dafür, daß kein einziger der lutherischen Religion zugethane Kur¬
oder Fürst im ganzen Rom. Reich zu finden, der dergleichen den
Reformierten gestatten und diejenigen gleichwie Wir indiscrimi-
natim befördern sollte. Demungeachtet aber werden Wir Uns
hierin nicht ändern, sind auch nachmalen, gleichwie bisher, gn. ent¬
schlossen, sowohl Lutherischen als Reformierten Unsere Kurs. Gnade
und Beförderung ohne Ansehung der Religion widerfahren zu
lassen. Wenn auch solche friedliebenden Theologen und Gemüter
welches aber heutigen Tages fast rar — möchten gefunden wer¬
ben, bie ihren unzeitigen, ja gar nicht nötigen bittern Eifer und
Affekte soweit dominieren und sich des unchristlichen Schmähens,
Lästerns und Verdammens in Schulen und auf den Kanzeln ent¬
halten könnten, würden Wir kein Bedenken tragen, auch dieselben
bei der theologischen Fakultät zu bestellen. Diejenigen aber zu be¬
rufen unb ihnen bie Jugenb, welche inskünftige bei ben geistlichen
unb weltlichen officiis bestellt werben solle, zu untergeben, bie
Unsere Religion verketzern, lästern unb verbammen unb Uns also
selbst bei Unsern Unterthanen verhaßt machen: gleichwie Wir ba¬
nnt Unser Conscienz gravieren würben, also hoffen Wir nicht, baß
es ben ber lutherischen Religion zugethanen Stäuben ein Ernst sein
sollte ....
Krieg mit Polen — Sieg bei Warschau. Der
Große Kurfürst an seine Stäube, Königsberg, 8. September 1656.
Gleichwie Wir Zeit Unserer währenben mühsamen unb be¬
schwerlichen Regierung alle Unsere Ratschläge, Mühe unb Sorgfalt
einzig unb allein bahin gerichtet, bamit zuvörberst bieselbe betn
Allerhöchsten gefallen, bann auch unsere gehorsamen Laube unb
Leute in gutem Frieben unb Ruhe unb ohne sonberbare unb Extra-
orbinar-Beschwerben unter Unserm Schutz unb Schirm sicher sein
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