flls das Deutsche Reich, den Spuren des Bremer Kauf¬
manns Lüderitz folgend, in Deutfch-Süöroeftafrifa feine
Herrschaft aufzurichten begann, hatte es unter der vor¬
gefundenen Urbevölkerung mit dem etwaigen Widerstande
von drei größeren Völkerschaften zu rechnen, und zwar
den Gvambos, den Hereros und den Hottentotten. Die
abgelegen im Norden des Landes wohnenden Gvambos
kamen indessen zunächst nicht in Betracht. Die beiden
anderen aber, und zwar gerade die ant meisten kriegerisch
veranlagten, bewog wider Erwarten der Name Schutz-
herrfchaft, sich dieser willig zu unterwerfen. Unter der
genannten Firma boten nämlich die vertragschließenden
Vertreter des Reiches den (Eingeborenen die deutsche Ober¬
herrschaft an. Und letztere griffen zu, weil sie, des ewigen
Krieges unter sich endlich müde, einer gegen den anderen
geschützt fein wollten. Die Lasten eines trotzdem aus-
brechenden Krieges aber würde — so hofften sie — von
jetzt ab die Schutzmacht übernehmen, indem diese gegen den
Friedensstörer einschreiten würde. Sie trugen sich mit
dieser Hoffnung, obwohl der im Lande bleibende Ver¬
treter des Deutschen Reiches, Reichskommiffar genannt,
an Ort und Stelle keinerlei Macht hinter sich hatte. Dafür
aber hatten die vertragschließenden Unterhändler es um so
weniger an Schilderungen über des Reiches Macht und
Herrlichkeit fehlen lassen, und damit gaben sich die (Ein¬
geborenen vorläufig zufrieden.
Nur einer wollte von einer solchen Friedensära nichts
wissen, und dies war der Kapitän Hendrik IDitboi von
Gibeon. Er setzte, in Mißachtung der deutschen Schutz-
herrschaft, feine Kriegs- und Raubzüge gegen feine eigenen
Stammesgenoffen, die Hottentotten, wie vor allem gegen
die viehreichen Hereros einfach fort und bewies so feinen
Landsleuten drastisch die damalige Ohnmacht der deutschen
5