Contents: Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen

Die Macedonier, die ihren König nur für sich haben wollten, 
wurden eifersüchtig auf die Perser. Sie sträubten sich gegen die 
Vorschrift, den König nach morgenländischem Knechtsgebrauch 
kniend zu begrüßen; mehrfach sah sich der König sogar von Ver¬ 
schwörungen bedroht, die er dann wohl mit blutiger Strenge nieder¬ 
schlug. Selbst die älteren Feldherren und Kriegsleute verhehlten 
nicht immer ihren Groll. K l e i t o s (Clitus) büßte seinen Freimut 
mit dem Tode; bei einem Dionysosfeste stach der truukeue Ale¬ 
xander seinen Lebensretter nieder, als dieser in seiner Erbitterung 
die Thaten und Pläne des Königs herabsetzte. Was half es, 
daß der jähzornige Jüngling alsbald sein gräßliches Unrecht einsah 
und sich drei Tage und Nächte lang einschloß ohne Speise und 
Trank, laut jammernd um den ermordeten Freund! 
Trotz aller Veränderung war ihm doch die ferne Heimat 
unvergessen. Als er in Indien viele Tausende von Rindern 
erbeutete ungewöhnlich schönen und großen Schlages, wählte er 
die schönsten aus, um sie nach Hause zu schicken. Und wie sorgte 
er sür seine Macedonier! Nach der Rückkehr aus Indien zahlte 
er ihnen alle Schulden, die sie angaben; 20 000 Talente, 100 
Millionen Mark, soll ihn diese „Lastabschüttelung" gekostet haben. 
Beim Übergang über einen schneebedeckten Paß sah er einen 
älteren Kriegsmann vor Müdigkeit und Kälte zusammenbrechen; 
da sprang er auf und trug ihn aus den Armen zu seinem 
eigenen Sitz am Feuer. 
Die Soldaten hingen denn auch mit unverwüstlicher Treue 
au ihrem Heldenkönig. Bei der Erstürmung einer Stadt im 
Osten machten sie nieder, was ihnen in die Hände siel, weil ihn 
bei der Berennung ein Pfeilschuß getroffen. In Tapferkeit und 
Hingebung wetteiferten sie mit ihm, er mit ihnen. Mühen und 
Gefahren teilte er mit dem Geringsten, wie den Ruhm und die 
Beute. Auf dem gedrosischen Wüstenmarsch ging zev zu Fuß, 
um nichts vorauszuhaben vor den anderen; und einen Trunk 
Wassers, den eine Streifwache fand und im Helm ihm zutrug, 
schüttete er aus, weil es nicht für alle reiche. Er konnte sich 
rühmen, daß auf der Vorderseite seines Körpers kein Fleckchen 
sei ohne Wunden. Beim Sturm war er regelmäßig unter den 
vordersten im Hagel der Geschosse. Im Kampfe mit den Mal¬ 
lern in Indien sprengte er allen voran über einen Fluß und 
erwehrte sich lediglich durch seine Reiterkünste der zahllosen 
Scharen, die auf ihn eindrangen. Als Hülse kam, verfolgte er 
die Fliehenden nach ihrer Stadt, zerschmetterte mit Axthieben das 
Thor, nnd wie die Feinde sich in die Burg flüchteten, legte er 
eine Leiter an, stieg unter den Schild geduckt hinauf und stieß 
die Feinde von der Mauer. Unter der Last seiner Getreuen 
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