Hahn kommen, ihn berichten und ihn bitten konnte, die
vorigen Reiter oder andere und mehr als zuvor nach Bitterselö
Zu schicken und die Gesandten aufsuchen zu lassen, während
dessen war der Lärm auf der andern Seite derStadt gestillt
worden, die Tore wurden wieder geöffnet, so daß ich noch am
Abend bei Werner hahn mein Anliegen vorbringen konnte.
Darauf ritten am folgenden Morgen früh die Reiter
auf den weg nach Bitterfeld hinaus. Etwa eine Stunde
nachher kommt der oben erwähnte hinterpommersche Edel¬
mann, den die Gesandten von sich aus geschickt hatten, zu
erfahren, warum den vorigen Tag die Heiter nicht zu ihnen
gekommen wären; sie wären übel mit mir zufrieden, daß
ich’s nicht besser bestellt hätte.
mich wundert, daß sowohl Sleidan als auch Beuther1)
dieses Alarms mit keinem wort gedenken, darum will ich
seine Geschichte genau und wahrheitsgemäß beschreiben.
Es soll in Kriegen häufig vorkommen, daß der eine
dem andern ein Pferd stiehlt; die Sache pflegt dann so zu
verlaufen: Der, dem eines andern Pferd gefällt, kauft sich
einen verschlagenen Reiterknaben um 6 oder 8 Taler dazu,
daß er ihm das Pferd verschaffe. Dann schickt er es auf
fünf oder sechs Wochen fort, daß es etwas aus dem Gesichts¬
kreis komme, verändert es an Schwanz, Mähnen, Köpfen
oder andern Abzeichen und läßt es sich dann wieder ins
£ager bringen. Das tut denn auch ein deutscher Edelmann,
läßt sich zu nutz durch einen Knaben einen spanischen Hengst
stehlen und den Gaul, nachdem er ihn eine Zeitlang nach
seiner Heimat geschickt hatte, wieder ins Lager bringen, als
er meinte, die Sache sei nunmehr vergessen.
Nun lagerten auf einer schönen wiese, an einem lustigen
(Drte an der Saale, die deutschen Reiter — acht oder mehr
Schwadronen, das gesamte deutsche Zußvolk aber zu großem
Glücke in der Stadt; denn hätte das dem reisigen deutschen
3uge zu Hilfe kommen können, so wäre ein furchtbares
Blutbad erfolgt. Darum handelte der Kaiser beim Anfang
des Alarms weislich, daß er die Stadt sperren ließ, damit
das Zußvolk nicht hinauskommen könnte. Die Spanier aber
l) ITtichael Beuther, geb. 18. (Oktober 1522 in Karlstadt, gest.
27. Oktober 1587 in Strafeburg, war Geschichtschreiber der Refor¬
mationszeit; er übersetzte SIeiöans Werk ins Deutsche.
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