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Drittes Kapitel.
Der EinMg der Wiedertäufer.
Der frühe Morgen fand am andern Tage bereits
die drei Reisenden, Peter und Hermann Heskamp nebst
ihrem neuen Geführten Werner Brandt auf der Land¬
straße. Der Brief Luthers an Rottmann war ihnen
noch rechtzeitig vor ihrer Abreise gesandt worden, und
willig hatte Peter sich bereit erklärt, die Besorgung des¬
selben zu übernehmen. So eilten sie denn nun auf dem
kürzesten Wege der Heimat zu; die Pferde hatten täglich
weite Märsche zu machen, denn es drängte die beiden
Kaufleute, so bald als möglich in die Thore der Vaterstadt
einzureiten, um zu erfahren, ob das, was sie in Witten¬
berg gehört hatten, sich bestätige. Wh> aber wollen
ihnen voraus eilen und sehen, was dort geschehen war,
während sie sich ahnungslos in Leipzig aufgehalten hatten.
Die Zeit der Reformation war für Deutschland
und die umliegenden Länder eine bewegte Zeit. Mit
Staunen hörten die Leute von der Predigt des Witten¬
berger Augustinermönches, es fiel ihnen wie Schuppen
von den Augen, und den meisten war es, als werde durch
dieselbe ein drückender Alp von ihrer Brust genommen.
An vielen Orten fand die neue Lehre schnell Eingang,
und besonders waren es die großen Städte, in welchen
trotz des finstern Mittelalters ein freiheitliebender Geist
sich erhalten hatte, die derselben gern ihre Gotteshäuser
öffneten. Münster war nicht die letzte norddeutsche Stadt,
welche sich dem Evangelium anschloß. Schon seit dem
Jahre 1524 hatte ein junger Geistlicher, Bernhard Rott¬
mann aus Stadtlohn, in der Mauritzkapelle vor den Tho¬
ren der Stadt die neue Lehre verkündet, und zu ihm
waren viele Bürger hinausgegangen, um die nie gehörte
Botschaft zu vernehmen. Zwar wurde ihm bald vom
Domkapitel verboten, die Kanzel noch länger durch seine