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4. Aus dem Briefe an die Schwester.
22. Februar 1845.
. . . Ich weiß heut nicht recht, wovon ich Dich unter¬
halten soll, und dabei fällt mir Dein letzter Brief ein,
den ich von Dir bekam, in welchem Du sagtest, daß Du
nicht recht zu dem Entschluß habest kommen können, mir zu
schreiben. Dies veranlaßt mich — ob mit Recht oder Un¬
recht, ist gleichgültig — zu einer Bemerkung über fortge¬
setzte Korrespondenz im allgemeinen. Wenn man in einem
wohlunterhaltenen und für beide Teile stets behaglichen
Briefwechsel bleiben will, so darf man sich nicht auf den Fuß
setzen, jedesmal eine Art von geistigem Sonntagsrock zum
Briefschreiben anzuziehen; ich meine, daß man sich geniert,
einander gewöhnliche, unbedeutende Sachen, alltägliche
Briefe zu schreiben. Wenn man sich lieb hat, wie es von
uns beiden doch anzunehmen ist, so ist es ein Vergnügen,
überhaupt nur in Verbindung zu sein. Ist man geistig
angeregt, so schreibt man einen witzigen, ist man nieder¬
geschlagen, einen sentimentalen Brief.
Nach dem Tode des Vaters, 22. November 1845, übernahm
B. das Stammgut Schönhausen und ward, wie jener, zum
Deichhauptmann ernannt. Die seelischen Gärungen, die sich . 4
v '-<--hin und wieder stürmisch in ihm regten, klärten sich allmählich;
+• - nach manchen liberalen Anwandlungen wurde ihm der persön- ^
liehe schlichte Glaube ein fester innerlicher Halt, 'niemals eine
*' v Fessel', und am 28. Juli 1847 vermählte'er sich mit Johanna^, ,;
von Puttkamer* Er war damals ein echt preußischer Land-
^ ^edelmann vom Scheitel bis zur Sohle, weltmännisch-gewandt, .
— mit keruigem Humor, mit wunderbar scharfem Blick für das
Wirkliche, voll Abneigung gegen alles Bureaukratische, ober
voll Liebe zu allem echt Heimatlichen und voll Stolz auf Preu¬
ßens Geschichte, sowie auf die Macht des preußischen Adels.
So trat er in die parlamentarischen Schranken.