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Die römische Geschichte.
UI. Periode.
Das Zeitalter der Revolutionen.
§ 40.
Oie gracchifchen Reformverjuche.
1. Tie gewaltige Häufung des Reichtums. Seit dem Ausgange
des ersten finnischen Krieges hatten sich die sozialen und wirtschaft¬
lichen Verhältnisse in Rom bedeutsam geändert. Mit der
politischen Gleichstellung der Patrizier und Plebejer um das Jahr 300
hatten die Ständekämpfe nur ein vorläufiges Ende erreicht. Da die
römischen Staatsbeamten kein Gehalt bezogen, so war die amtliche Lauf¬
bahn im allgemeinen nur solchen Leuten zugänglich, die sich in einer voll¬
kommen unabhängigen wirtschaftlichen Lage befanden. Infolgedessen be¬
schränkte sich die tätige Teilnahme am politischen Leben von
vornherein ans eine bestimmte Anzahl von wohlhabenden
patrizischen und Plebejischen Familien, in denen daher schon
bei der Erziehung auf eine sorgfältige Ausbildung staatsmännischer und
militärischer Fähigkeiten Wert gelegt wurde. Die Tüchtigkeit, die eine
Reihe dieser Familien3) in schweren Kriegszeiten bewies steigerte das
Ansehen des auf solche Weise nenentstan de n en Amtsadels, den
man mit den Namen „Nobilität" uud „Optimateu" zu bezeichnen
Pflegte. Da die große Menge sich meist willig der bewährten Führung
dieser Optimaten überließ, so war es schon aus diesem Grunde ohne Fa¬
milienzusammenhang selbst für einen tüchtigen Menschen,
für einen sogenannten „neuen Mann" (homo novus), höchst schwierig,
ja fast unmöglich, bie (Stuf enl etter der Staatsäinter -) bis zum
Konsulat zu erklimmen. Dazu kam, daß es im Lause ber Zeit
mehr und mehr üblich wurde, die Gunst der Wähler durch Veranstaltung
glänzender Festspiele und durch verschwenderische Spendnng von Getreide
zn gewinnen. Besonders erforderten die Verwaltung der Ämter des Ädilen
und des Prätors in dieser Beziehung bedeutende Aufwendungen. Später
scheute man sich sogar nicht, die Stimmen der Wähler durch Geld förm¬
lich zu erkaufen.
*) Z. B. die Scipionen, die Familie des Amilius Paulus u. a.
2) Die Ämter wurden in folgender Reihenfolge bekleidet: Quästur, Ädiliuü,
Prätur, Konsulat, Censur.