Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der alten Geschichte

158 
Die römische Geschichte. 
UI. Periode. 
Das Zeitalter der Revolutionen. 
§ 40. 
Oie gracchifchen Reformverjuche. 
1. Tie gewaltige Häufung des Reichtums. Seit dem Ausgange 
des ersten finnischen Krieges hatten sich die sozialen und wirtschaft¬ 
lichen Verhältnisse in Rom bedeutsam geändert. Mit der 
politischen Gleichstellung der Patrizier und Plebejer um das Jahr 300 
hatten die Ständekämpfe nur ein vorläufiges Ende erreicht. Da die 
römischen Staatsbeamten kein Gehalt bezogen, so war die amtliche Lauf¬ 
bahn im allgemeinen nur solchen Leuten zugänglich, die sich in einer voll¬ 
kommen unabhängigen wirtschaftlichen Lage befanden. Infolgedessen be¬ 
schränkte sich die tätige Teilnahme am politischen Leben von 
vornherein ans eine bestimmte Anzahl von wohlhabenden 
patrizischen und Plebejischen Familien, in denen daher schon 
bei der Erziehung auf eine sorgfältige Ausbildung staatsmännischer und 
militärischer Fähigkeiten Wert gelegt wurde. Die Tüchtigkeit, die eine 
Reihe dieser Familien3) in schweren Kriegszeiten bewies steigerte das 
Ansehen des auf solche Weise nenentstan de n en Amtsadels, den 
man mit den Namen „Nobilität" uud „Optimateu" zu bezeichnen 
Pflegte. Da die große Menge sich meist willig der bewährten Führung 
dieser Optimaten überließ, so war es schon aus diesem Grunde ohne Fa¬ 
milienzusammenhang selbst für einen tüchtigen Menschen, 
für einen sogenannten „neuen Mann" (homo novus), höchst schwierig, 
ja fast unmöglich, bie (Stuf enl etter der Staatsäinter -) bis zum 
Konsulat zu erklimmen. Dazu kam, daß es im Lause ber Zeit 
mehr und mehr üblich wurde, die Gunst der Wähler durch Veranstaltung 
glänzender Festspiele und durch verschwenderische Spendnng von Getreide 
zn gewinnen. Besonders erforderten die Verwaltung der Ämter des Ädilen 
und des Prätors in dieser Beziehung bedeutende Aufwendungen. Später 
scheute man sich sogar nicht, die Stimmen der Wähler durch Geld förm¬ 
lich zu erkaufen. 
*) Z. B. die Scipionen, die Familie des Amilius Paulus u. a. 
2) Die Ämter wurden in folgender Reihenfolge bekleidet: Quästur, Ädiliuü, 
Prätur, Konsulat, Censur.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.