Full text: Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. (Teil 2)

§ 135. Das II. französische Kaisertum. 201 
7. Die fortan vom Bundestag entfaltete Tätigkeit wurde ^Reamvnäre^ 
ganz vom Geiste der Karlsbader und Wiener Konferenzen (§ 128, 3 u. 4) Bundestages." 
geleitet. Reaktionäre Maßregeln sollten die in der Nation vorhandene 
einheitliche und freiheitliche Bewegung am Erstarken verhindern und 
der Wiederkehr innerer Stürme, der tatkräftigen Erhebung des 
Volkes für seine Ideale vorbeugen. So wurden die „Grund¬ 
rechte", soweit sie von den Einzelstaaten noch nicht angenommen 
worden waren, beseitigt, einschränkende Bestimmungen gegen die 
Presse und das Vereinswesen erlassen und die Regierungen er¬ 
muntert, die von ihnen früher gegebenen Verfaffnngen aufzuheben oder 
ihrer demokratischen Bestandteile zu entkleiden, und damit auch die 
letzte Spur der Frankfurter Schöpfungen vertilgt werde, wurden im 
Dezember 1852 die vom Parlament und der Zeutralgewalt behufs 
Begründung einer deutschen Flotte angekauften Kriegsschiffe in 
Bremerhafen öffentlich versteigert. 
Das „tolle Jahr" 1848 war dahin. Die an dasselbe geknüpften 
Hoffnungen waren gescheitert. Eine Frucht aber hatte es gezeitigt. 
Die nationale Idee war selbst im Fehlschlagen gewachsen und die 
Einsichtigen im Volke hatten die Erkenntnis gewonnen, daß die an¬ 
gestrebte Einigung nur im Einverständnis und unter Mitwirkung der 
Fürsten, dieser Repräsentanten der Gewalt, herbeigeführt werden könne. 
§ 135. 
Das II. französische Kaisertum. Der Krimkrieg und der 
Italienische Krieg. 
1. In den folgenden Jahrzehnten griff Frankreich entscheidend 
in den Gang der europäischen Politik ein. Es schwang sich zu einer Macht: 
Art Vorherrschaft ans dem Kontinente empor. Dieser Wandel knüpfte 
sich an den Mann, der 1848 an die Spitze des französischen Staates 
gekommen war, an Napoleon. In dem „Prinzpräsidenten" erwachte 
die Erinnerung an seinen großen Oheim und mit derselben stellte sich 
das Streben ein, sich eine Macht und eine Stellung zu verschaffen, 
wie sie jener inne gehabt hatte. Seine auf dieses Ziel gerichteten 
Bemühungen wurden mit überraschendem Erfolge gekrönt. Durch 
Freigebigkeit und Gnadenakte aller Art erwarb er sich die Zuneigung 
der unteren Volksklassen, durch Reisen im Lande und gewinnende 
Freundlichkeit die Gunst der städtischen Behörden; desgleichen verstand 
er es, die Armee an seine Person zu fesseln. Als die Nationalver¬ 
sammlung merkte, daß er eine über die Schranken der Republik hinaus¬ 
gehende Macht anstrebte, regte sich in ihr die Opposition; sie suchte 
zu verhindern, daß der Emporkömmling im Jahre 1852 wieder ge-
	        
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