Full text: Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. (Teil 2)

§ 82. Ludwig XIV. Leopold I. 33 
fluß auf die Erziehung und Entwicklung des Prinzen. Nach Mazarins 
Tod (1661) übernahm Ludwig XIV. die Regierung. Ganz den Grund¬ 
sätzen entsprechend, welche Mazarin seiner Seele eingepflanzt hatte, 
steckte er seinem Wirken zwei große Ziele, die er mit aller Energie Zwei Ziele Lud- 
nnd Ausnutzung aller Mittel zu erreichen suchte. Er wollte erstens 
die Königsmacht im Innern so befestigen, daß keine Be¬ 
wegung im Laude an den Grundlagen derselben rütteln könne, alle 
Gewalt an sich bringen, seinen Willen nach dem Grundsatz „l’Etat 
c’est moi“ (der Staat bin ich) zum allbeherrschenden, unumschränkten 
machen; er wollte zweitens Frankreich zum tonangebenden 
Staat in Europa erheben, die andern Staaten also in größere oder 
geringere Abhängigkeit von sich bringen. 
3. Um das erste Ziel zu erreichen, gestattete er keine Mitregierung Mtttel^zur^Be- 
seitens der Reichsstände und des Pariser Parlaments, schränkte er die Königtums. 
Macht der Minister ein und verlieh die obersten Stellen nur an 
solche Männer, die ihm treu ergeben waren und die sich ohne Wider¬ 
rede seinem Willen unterwarfen. Dabei war er indes darauf bedacht, 
für jedes Amt den begabtesten und brauchbarsten Mann zu finden. 
Mit viel Sicherheit und großem Scharfblick erkannte er die Fähig¬ 
keiten der ihn umgebenden Personen und so kam es, daß er Männer 
an die Spitze der einzelnen Verwaltungszweige stellte, die sich ihrer 
Aufgabe in hohem Grade gewachsen zeigten. Die hervorragendsten 
waren: 1) Colbert, welcher die Finanzen verwaltete, für Verbesserung a. Minister, 
der Verkehrswege, für Anlage von Straßen und Kanälen (Südkanal: 
Garonne-Mittelmeer) sorgte, das inländische Gewerbe hob, indem er 
die Ausfuhr von Rohstoffen und die Einfuhr von Fabrikaten verbot, 
einen Aufschwung des Ackerbaues und des Handels bewirkte und durch 
seine gesamte Tätigkeit die Mittel herbeischaffte, welche Ludwig XIV. 
zu seinen Kriegen, Festen, Einrichtungen und zu den „Bestechungen 
auswärtiger Minister" brauchte; 2) der Kriegsminister Lonvois, 
welcher mit Geschick und Erfolg an der Vermehrung, besseren Organisa¬ 
tion und Ausbildung des stehenden Heeres arbeitete, aber durch eine 
grausame Kriegsweise eine traurige Berühmtheit erlangte; 3) Vanban, 
der geniale Kriegsingenienr, welcher mit meisterhafter Kunst die er¬ 
oberten Grenzstädte in uneinnehmbare Festungen umwandelte. 
Da Ludwig XIV. viel Sinn für das Schöne hatte, so begünstigte b. Pflege der 
er die Pflege und höhere Entwicklung der Künste, namentlich der 
Baukunst und der Poesie. Prachtbauten erhoben sich in und um 
Paris, der herrlichste von ihnen das Schloß Versailles, in dessen 
Spiegelsaal 1871 das Deutsche Reich proklamiert wurde. Die Dicht¬ 
kunst feierte ihr goldenes Zeitalter. Dichter und Gelehrte (Tragödie: 
Corneille und Racine. Komödie: Moliere. — Fenelon, Pascal) wett¬ 
eiferten darin, den Namen Ludwigs zu verherrlichen. So gelang es 
Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. II. 3
	        
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