Full text: Das Altertum (Teil 1)

— 34 — 
Zweigen der heiligen Eiche und an anderen Orakelstätten. Ihm zu 
Ehren wurden die nationalen Festspiele in Olympia in Elis gefeiert, 
von denen noch einmal die Rede sein wird. 
Auf dem höchsten Zacken des Olymp, im reinen, strahlenden Äther 
ist sein Thron, auf dem Olymp steht auch sein goldenes Haus, wo er 
die Götter um sich versammelt zur Beratung und zu festlicher Freude. 
Wenn er eintritt, so erheben sich alle, und wenn er sich auf seinen 
Thron niederlaßt, so erbebt der ganze Olymp. Seine Waffen sind die 
Blitze, sein Schild ist die Ägis, die mit dem Fell der Ziege Am alt Heia 
überzogen und mit glänzenden Quasten geschmückt ist. Ägis bedeutet 
Sturmmantel, und man bezeichnete damit wohl ursprünglich die schwarzen 
uni) weißen Gewitterwolken, aus denen die Blitze hervorgehen. 
Zeus, der Herr des Himmels, ist auch der Schutzherr der Familie 
und des Hauses. In der Mitte des Hofes stand sein Altar, an dem 
der Hausvater das Priesteramt verwaltete. 
Die vollendetste Darstellung des Zeus war die Statue desselben 
im Tempel zu Olympia. Sie war von dem berühmten Bildhauer 
Phidias aus Gold und Elsenbein gefertigt worden und stellte den Gott 
auf einem Throne sitzend dar. Die Statue selbst hatte eine Höhe von 
40 Fuß, und thronte auf einer 12 Fuß hoben Basis. In der rechten 
Hand hielt der Gott eine Siegesgöttin, Nike, in der linken das Scepter mit 
dem Adler. Von überwältigendem Eindruck war die Majestät des Hauptes. 
In der freien, heiteren, von langen Locken umrahmten Stirn, in dem ge¬ 
bietenden Blicke, in den lebensfrischen Wangen und dem gnadeverheißenden 
Munde erblickte der Grieche das verkörperte Wesen des Himmelsgottes. 
Hera, die Schwester, aber auch zugleich die Gemahlin des Zeus, 
ist die Himmelsgöttin und als solche streng genommen nur das weib¬ 
liche Gegenbild des Himmelsgottes. Sie galt als Beschützerin der Ehe, 
des Hauses, der häuslichen Zucht, aber die Dichter stellten sie auch 
gern als eifersüchtige Gattin dar, die oft durch Hadern und Schelten 
den Zorn des Zeus erregt, wie ja auch der klare Himmel sich voü 
Zeit zu Zeit mit drohenden Wolken bedeckt, indes blieb die Vorstellung 
von der hohen, gebietenden Himmelsgöttin doch die herrschende; der 
Kuckuck war ihr heilig, im Frühjahr, wenn er zu rufen begann, feierte 
man an vielen Orten das Fest der Vermählung des Zeus mit der 
Hera. Im Peloponnes verehrte man sie mit besonderer Andacht, 
zwischen Argos und Mykene stand ein berühmtes Heiligtum der Hera. 
Eine sehr schöne Büste der Hera befindet sich in der Villa Lndovisi 
zu Rom. Der Kops ist voll Würde und Anmut, auf das in Wellen 
um die hohe Stirn gelegte Haar ist eine halbmondförmige Krone ge¬ 
drückt, der Gesichtsansdruck ist lieblich, aber ernst.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.