Der Sieg der Monarchie über die Feudalherren in Frankreich. 149
Lager mit kostbarer Beute den Siegern lassend. Die infolge dieser
Niederlage, drohende Erschütterung seiner gesamten Machtstellung ab¬
zuwenden, rüstete Karl in fieberhafter Eile von neuem und erschien
bereits im Mai 1476 wieder im Felde. Zum Entsatz des von den
Bernern tapfer verteidigten Murten eilte endlich das Heer der anfangs
zum Krieg außerhalb ihres eigentlichen Gebiets unlustigen Eidgenossen
herbei und brachte am 22. Juni, durch einen Ausfall der Belagerten
unterstützt, den Burgundern abermals eine furchtbare Niederlage bei.
Während Karl in Burgund und den Niederlanden, obgleich die Stände
zu weitern Eroberungskriegen keine Mittel zu haben erklärten, unbarm¬
herzig das zu neuen Rüstungen Nötige erpreßte, eroberte Herzog
Rene von Lothringen sein Land und dessen Hauptstadt Nancy
glücklich wieder. Deshalb wandte sich Karl im Herbst 1476 dorthin
und belagerte Nancy. Dieses hielt sich, bis Rens, der bei Ludwig XI.
und Friedrich III. vergeblich um Hilfe gebeten hatte und dem auch
die Eidgenossen ein Heer zuzusenden ablehnten, mit Erlaubnis der
letztem 8000 Schweizer für sich angeworben hatte, welche durch
Zuzug aus dem Elfaß auf 15 000 Mann anwuchsen. Im Januar
1477 erschien Rene damit bei Nancy; ein letzter allgemeiner Sturm
der Burgunder auf die Stadt mißlang, und als Karl nun am 5. Januar
dem Entsatzheer entgegenzog, wurde er wiederum geschlagen und sein
Heer — zum Teil durch Verrat seines Feldhauptmanns Eampobasso —
völlig aufgerieben, er selbst auf der Flucht unerkannt erschlagen.
3. Karls des Kühnen Tod hatte unmittelbar den Zerfall der
burgundifchen Großmacht zur Folge. Der Hauptteil davon
kam trotz der Gegenbemühungen Ludwigs XI., der das eigentliche
Burgund als erledigtes Lehen der französischen Krone einzog und
trotz Abfalls behauptete, an die Habsburger. Denn Maximilian eilte
nach den Niederlanden, vermählte sich mit Karls Erbin Maria (§ 191)
und verteidigte ihren Besitz in einem mehrjährigen wechselvollen Krieg
gegen die Franzosen, die er namentlich 1479 bei Gninegate schlug.
Nach dem frühzeitigen Tode Marias (1482) regierte Maximilian für
seinen Sohn Philipp, vielfach durch innere Schwierigkeiten bedrängt
und dadurch noch 1482 zum Frieden von Arras genötigt, nach
dem Philipps Schwester Margarete dem Dauphin verlobt und ihr
Burgund und Artois als Mitgift zugesichert wurde, — ein Ab¬
kommen, das den Keim zu immer erneuten Wirren enthielt und den
unausgleichbaren Gegensatz zwischen Österreich und Frankreich für die
Folgezeit wesentlich mit begründet hat. Denn auch Frankreich war
Schlacht
Murten,
22. Mai
1476.
Schlacht
bei
Nancy.
5. Jan.
1377.
195
Zerfall
Bur¬
gunds.