Full text: [Das Mittelalter] (Teil 2)

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Das eigentliche Mittelalter. 
durch Ludwig XI., der 1483 starb, innerlich neu gestaltet und dadurch 
zu energischer Krafteutfaltung nach außen befähigt. Die Gewalt der 
Feudalherren, die in Karl dem Kühnen ihren letzten Rückhalt ver¬ 
loren, war gebrochen; die Ausbildung des stehenden Heeres (§’ 188) 
machte den Adel, der ohnehin der neuen Kampfesweise (Fußvolk, 
Feuerwaffen) nicht gewachsen war, militärisch vollends bedeutungslos; 
dagegen gewannen mit dem Erblühen der von Ludwig begünstigten 
Städte (Messen, Märkte, Zünfte, Innungen) die Bürger mehr Einfluß 
und wurden zusammen mit dem von seudaleu Schranken befreiten 
und als Verkörperung der Nation betrachteten Königtum die Träger 
einer neuen Zeit, die Frankreich alsbald eine leitende Stellung in 
Europa gewährte. 
<1. England int Zeitalter der Rosenkriege. 
1453 — 85. 
196 1. Seit Heinrichs V. Tod (§ 185) ging England schnell zurück; 
*Eng°n to^e das Volk die Verbindung der englischen Krone mit der fran- 
lands. zösifchen nicht liebte, so schwand auch schnell die Lust an dem opfer¬ 
reichen Krieg auf dem Festlande. Dazu kamen Parteiungen im könig- 
rich^vi ^cheu Hause, aus Anlaß der Unmündigkeit Heinrichs VI. (1422—60) 
1 i46o6i8 un‘) entsprechende Streitigkeiten im Adel. Aber ein 1444 geschlossener 
Waffenstillstand hatte insofern üble Wirkungen, als die dem jungen 
König vermählte Tochter Renes von Bar, des Titularköuigs von 
Jerusalem, Margarete, mit ihrem Günstling Graf Suffolk (William 
de la Pole) die Spaltungen am Hofe und im königlichen Hause durch 
ihren Einfluß vermehrte und zugleich als Französin bald allgemein 
unbeliebt und verdächtigt war, namentlich seit der unglücklichen Er¬ 
neuerung des Kriegs. Suffolks Sturz und Tötung 1450 besserte 
nichts: die öffentliche Meinung wandte sich immer entschiedener gegen 
die Lancaster. Dazu strömten nun mit dem Erlahmen des fest¬ 
ländischen Kriegs Soldaten in Masse ins Land, die von Adligen 
geworben und in ihre Farben gekleidet das alte englische Milizsystem 
durchbrachen und, eine stets waffenbereite Maffe, sich jedem Ehr¬ 
geizigen als Werkzeug darboten. Sie wurden wichtig, seit im Gegensatz 
Mchard den unbeliebten Lancaster Richard von 9) o r f, der Statthalter 
s3Drt- von Irland, Anrechte auf die Kroue geltend machte, — als Sohn 
Edmunds von Aork, des jüngsten von den vier Söhnen Eduards III., 
während die Lancaster von dem dritten, Johann von Lancaster, dem
	        
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