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Friedrich Barbarossa.
daß er nicht eher die königliche Gewalt wieder ausübe, als bis er selbst
darüber werde entschieden haben. — Mit gerechter Entrüstung eilte
Heinrich uctch Deutschland zurück, um den Papst zu strafen für die
Schmach von Canosfa. Es gelang ihm auch, den Papst ans Rom zu
vertreiben, der bald darauf vom Schauplatze des Lebens abtrat. Aber
dennoch dauerte es noch Jahre hindurch, daß die ganze verderbliche Macht
des Papsttums über unserem teuren deutschen Vaterlande richte und
schweres Unheil über Deutschlands Fürsten und Deutschlands Völker
brachte.
Nach dem Aussterben des sränkisch-salischen Königshauses wurde zunächst Lothar
der Sachse zum Kaiser gewählt (1125—1137). Nach seinem Tode gelangte mit dem
schwäbischen Herzog Kourad das Haus der Hohenstaufen zur Herrschaft, aus
welchem sechs Kaiser hervorgingen:
Konrad III 1137—1152, Friedrich I Barbarossa 1152—1190, Heinrich VI
1190—1197, Philipp von Schwaben 1198—1203, Friedrich II 1215—1250, Konrad I V
1250—1254.
Friedrich Barüarossa (1152 -1190).
In der Mitte von Schwaben (im Süden des heutigen Königreichs
Württemberg) erhebt sich der hohe Staufen, ein kegelförmiger Berg.
Auf dessen Gipfel stand einst die Stammburg eines berühmten deutschen
Kaiserhauses, das den Namen Hohenstaufen führt. Heute ist eine
niedrige, wenige Fuß lange Mauer der Überrest dieses ehemals so
glänzenden Stammsitzes.
Aus diesem Geschlecht entsproß Friedrich Herzog von Schwaben,
welchen die deutschen Fürsten im Jahr 1152 zum deutschen Kaiser erkoren.
Friedrich I, genannt Barbarossa, stand im 31. Jahre, als er den
Thron bestieg (1152). Er war von mittlerer Große und wohlgebaut,
sein Haar blond, kurz abgeschnitten und nur auf der Stirn gekräuselt,
seine Haut weiß, seine Wangen rot und sein Bart rötlich, weshalb die
Italiener ihn Barbarossa nannten. Er hatte schöne Zähne, feine Lippen,
blaue Augen, einen heiteren, aber durchdringenden und der inneren Kraft
sich gleichsam bewußten Blick. Sein Gang war fest, die Stimme rein,
der Anstand männlich und würdevoll, die Kleidung weder gesucht noch
nachlässig. Keinem stand er auf der Jagd und in Leibesübungen nach,
keinem an Heiterkeit bei Festen; nie aber durfte der Aufwand in über¬
mäßige Pracht, nie die gesellige Lust in Völlerei ausarten. Seine Kennt¬
nisse konnten in jener Zeit, zumal bei der mehr weltlichen Richtung
seines Lebens, nicht umfassend sein; doch verstand er Lateinisch und las