Hannibal. Scipio.
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Er suchte daher Ausflüchte zu machen, allein Quintus Fabius forderte
eine bestimmte Erklärung. Indem er mit seiner Toga einen Busen
faltete, sagte er: „Hier ist Krieg und Frieden; nehmt, was ihr wollt!"
— „Wir nehmen", antworteten die Karthager, „was ihr uns gebt." —
„So nehmt den Krieg!" erwiderte Fabius und entfaltete seine Toga,
gleich als ob er Waffen und Krieger herausschüttete.
So wurde der zweite punische Krieg angekündigt, der siebzehn Jahre
(218—201 v. Chr.) dauerte, Italien, Spanien und Afrika verwüstete,
Rom an den Rand des Verderbens brachte und zuletzt mit der Nieder¬
lage der Karthager endete. Nachdem Hannibal im Frühjahr die Truppen
aller Völkerschaften gemustert hatte, fetzte er mit 90,000 Mann Fußvolk,
12,000 Reitern und 37 Elefanten über den Ebro uud bezwaug die
Völkerschaften zwischen diesem Fluß uud den Pyrenäen. Um die Pässe
dieses Gebirges und die neu eroberten Landschaften zu hüten, ließ er den
Hanno mit 11,000 Mann zurück, und schickte noch andere 11,000 Mann,
welche die Furcht vor einem Kriege mit Rom entmutigt hatte, nach
Hanfe. Ihm selbst blieben damals 50,000 Mann zn Fuß und 9000 Reiter.
Die Völker des südlichen Galliens gewann er durch List und Geschenke,
und schon im Herbst überschritt er die Rhone, als man in Rom ver¬
nahm, er habe den Ebro überschritten.
b) Hannibals Übergang über die 2llpen (218 v. Chr.).
(Von Johann Friedrich Wilhelm Bötticher. Geschichte der Karthager.)
Zwischen der Rhone und den Alpen wohnte zu der Zeit, wo
Hannibal das südliche Gallien durchzog, um auf diesem Wege nach
Italien vorzudringen, das mächtige Volk der Allobroger. Sehr will¬
kommen mußte dem Karthager der Umstand fein, daß gerade damals
der Streit zweier Brüder um die Herrschaft des Laudes ihm den Durch¬
zug erleichterte, der sonst leicht mit Schwierigkeiten hätte verbunden sein
sönnen. Er ergriff nämlich, da man ihn zum Schiedsrichter in diesem
Zwiste wählte, die Partei des älteren Bruders, welcher nun mit Hannibals
Hilfe feinen Gegner leicht überwältigte. Eine Menge von Lebensmitteln,
selbst von Waffen und Kleidungsstücken, die dem Heere sehr willkommen
waren, und ein noch wertvolleres Geschenk, ein sicheres Geleit bis an
den Fuß der Alpen, wurde den Karthagern als Dank zu teil. So zog
Hauuibals Heer zehn Tage lang durch das Land der Allobroger, ohne
angegriffen zu werden; da aber sah es sich am Fuße des riesenhaften
Gebirges von den schützenden Begleitern verlassen und nicht bloß den
Beschwerden des Marsches, sondern auch den Angriffen der hier Herr-
Abicht, Lesebuch. II. e