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3. Vorstoß der Hunnen und der Zug der Westgoten. 
Zu dieser Zeit zerfielen die Goten in die West- und Ostgoten. Jene 
gewöhnten fiel) etn den Ackerbau und nechnten teilweise das Christentum in der 
Form des Arianismus an; ein frommer Bischof, Wulsila, übersetzte ihnen sogar 
die Bibel. Diese dagegen dehnten sich unter ihrem Könige Ermanarich 
weit aus, indem sie germanische und slavische Stämme unterjochten. Sie 
hätten jedenfalls ein mächtiges Reich gegründet, wenn nicht im Jahre 375 
die Hunnen, ein wildes mongolisches Reitervolk, erschienen wären, das die 
Ostgoten niederwarf und zur Gefolgschaft zwang. Auch der heidnische Teil 
der Westgoten wurde von den Hunnen unterworfen; er fand später Wohnsitze in 
den Karpathen. Die christlichen Westgoten dagegen suchten sich vor den asiatischen 
Stämmen zu retten, indem sie den römischen Kaiser um Aufnahme in fein Land 
baten. Mit Weib und Kind fuhren fie über die Donau und erhielten am rechten 
Ufer derselben neue Wohnstätten. Die römischen Statthalter behandelten aber 
die Germanen hart; sie unterstützten sie wenig, als eine Hungersnot unter ihnen 
ausbrach, unb ließen sogar bei einem Festmahle die Könige mit ihrem Gefolge 
überfallen. Da griffen bie Westgoten zu ben Waffen unb bnrchzogen plündernd 
unb raubend bas römische Reich. Die Statthalter, bie sie zur Ruhe zwingen wollten, 
würben erschlagen; selbst ber Kaiser Valens verlor gegen sie im Jahre 378 bei 
Abrianop el Schlacht unb Leben. Erst sein schlauer Nachfolger Theobo sius 
konnte sie beruhigen; er schloß mit ihnen einen Vertrag, nach bem sie seine Buubes- 
genossen würben unb gegen Steuerfreiheit und Kriegsgelder den Schutz der 
Donaugrenze gegen die Hunnen übernahmen. Sie wurden in Mosten und Thrakien 
angesiedelt und erhielten jedenfalls von den römischen Grundbesitzern einen Teil 
des Hauses und der Felder zur Nutznießung. 
_ Nach dem Tode des Theodosius wurde das römische Reich unter seine beiden 
Söhne Arka dius und Honoriüs in der Weise geteilt, daß der erstere den 
Osten und der letztere den Westen erhielt. Die Hauptstadt des oft römischen 
Reiches wurde Konstantinopel, die des weströmischen Reiches blieb Rom, 
später wurde es Ravenna. Da Houorius noch jung und unerfahren war, 
leitete sein Minister, der kluge und tapfere Vandale Stilicho, die Angelegen¬ 
heiten des Staates. 
Der oströmische Kaiser Arkadius verletzte bald den Vertrag, den sein Vater 
mit ben Westgoten geschlossen hatte. Da hoben bie Germanen ben jungen Alartch 
aus ben Schilb unb zogen plünbernb nach bem Peloponnes. Viele griechische 
Kunstwerke würben zertrümmert, weil sie von ben christlichen Westgoten sür 
Götzenbilder gehalten würben. Die Oströmer vermochten gegen das raubende 
Volk nichts auszurichten; deshalb riefen sie die Weströmer zu Hilfe. Stilicho 
kam mit einem Heere, das zum größten Teil aus Germanen bestand, und schloß 
Alartch ein. Er vernichtete die Westgoten jedoch nicht, sondern schloß vielmehr 
einen Vertrag ab, nach dem die Aufrührer wieder in oströmischen Dienst traten 
und in dem Grenzlande Jll h ri e n neue Wohnsitze erhielten. Von hier aus unter¬ 
nahm Manch später mehrere Züge in das weströmische Reich; denn sein Ziel
	        
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