Full text: Die Geschichte des Alterthums (Bd. 1)

387. Claudius. 
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multe im Circus zur Reife. Bald nachher verlautete vou einer Ver¬ 
schwörung, in welche angesehene Senatoren, die einflußreichsten Freige¬ 
lassenen des Kaisers und hohe Officiere der Garde verwickelt seien und 
daß die Feier der Palatinischen Spiele zur Ausführung bestimmt sei. 
Dieses Fest, von Livia zur Erinnerung an den Begründer der Monar¬ 
chie gestiftet, wurde in einem Theater, das man zu dem Ende vor dem 
kaiserlichen Palaste aufschlug, 8 Tage gefeiert, und der Kaiser und die 
vornehmsten Römer sammt ihren Frauen und Kindern nahmen an dem¬ 
selben Theil. Caligula verließ gegen 2 Uhr Nachmittags das Theater, 
um zu frühstücken, die Verschworenen folgten ihm in den Palast, trenn¬ 
ten ihn von seinem Gefolge, drängten sich um ihn, stießen ihn nieder 
und durchbohrten ihn mit zahlreichen Wunden, bis er den Geist aus¬ 
hauchte. 
Was nach dem Falle des Fürsten geschehen solle, war den Verschwo¬ 
renen eben so wenig, wie einst Cäsar's Mördern klar. Sie eilten in 
den Palast des Germanicus, thcils um ihre eigene Person in Sicherheit 
zu bringen, theils um weitere Verabredungen zu treffen. 
Schon war Claudius' Name wiederholt von den Kriegern genannt, 
als einer von ihnen, der Epirote Gratus, denselben auf dem Balkon 
eines abgelegenen Zimmers hinter einem Vorhänge gewahrte. Mit Ca¬ 
ligula zusammen hatte sich Claudius aus dem Theater in den Palast 
begeben. Der Soldat zog ihn hervor und stellte ihn, während er ängst¬ 
lich um sein Leben flehte, den Kameraden als neuen Kriegsherrn vor, 
dessen Name Germanicus auch der ihre sei. Lauter Beifall erfolgte, 
jubelnd hoben die Krieger den -neuen Imperator in die Höhe, setzten 
ihn in eine Sänfte und trugen dieselbe auf den Schultern in die Ca- 
serne. Das Volk, welches die Straßen und Plätze in dichten Schaaren 
füllte, meinte Anfangs, Claudius sei der Wuth der Soldaten anheim¬ 
gefallen und werde von ihnen zum Tode geführt, allein bald von der 
wahren Lage der Dinge unterrichtet, begrüßte es ihn mit lautem Jubel 
als Imperator. 
187. Claudius. 
(Nach Fr. Christoph Schlosser, universabhistorische Uebersicht der Geschichte der 
alten Welt, mit Zusätzen vom Herausgeber.) 
Anfangs suchte Claudius, der schon sein 50. Jahr erreicht hatte, 
den Garden, die ihn aus einem Versteck herauszogen, zu entgehen, ver¬ 
sprach aber, sobald seine Freunde ihm Muth machten, nicht bloß den 
Garden, sondern dem ganzen Heere ein bedeutendes Geldgeschenk, wenn 
sie ihn auf den Thron bringen und darauf erhalten wollten. Das 
Beispiel war einmal gegeben, und kein Kaiser bestieg seit Claudius den 
Thron, der nicht die öffentliche Schatzkammer durch eine höchst schäd- 
Pütz, Histor. Darstell, u. Charakteristiken. I. 46
	        
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