Full text: Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts (Bd. 1)

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wurde dem Burchard, welchem die Aufsicht über das Land der 
Redarier übertragen war, ein Heer übergeben, und zum Kollegen 
erhielt er den Thietmar mit dem Aufträge, die Stadt Lenzen 
(Lunkini) zu belagern. Am fünften Tage der Belagerung kamen 
die Kundschafter mit der Nachricht, das Heer der Feinde fei 
nicht weit entfernt und bereit, in der nächsten Nacht einen An¬ 
griff auf das Lager zu machen. Als mehrere gleichlautende 
Nachrichten eingetroffen waren, befahl der Markgraf dem Volke, 
welches sich um das Zelt versammelt hatte, es follte die ganze 
Nacht unter.Waffen bleiben, damit nicht etwa die Feinde das 
Lager überrumpelten. Als aber die Menge entlaffen war, 
waltete im Lager Freude mit Traurigkeit gemischt, indem die 
einen den Kampf fürchteten, andere ihn ersehnten, und, je nach 
der Verschiedenheit des Gemüts, schwebten die Krieger zwischen 
Furcht und Hoffnung. Indes verstrich der Tag und die Nacht 
kam finstrer als gewöhnlich mit einem ungeheuren Regengüsse 
nach Gottes Willen, aus daß der schändliche Anschlag der Bar¬ 
baren verhindert würde. Als beim ersten Morgenlichte das 
Zeichen gegeben wurde, und die Krieger die Losung empfangen 
hatten, gelobte ein jeder zuerst dem Feldherrn, dann einer 
dem andern eidlich seine Hülfe für die bevorstehende Schlacht. 
Als aber die Sonne aufgegangen war — denn nach den: 
Regen kehrte des Himmels heitere Bläue zurück — rückten sie 
mit wehenden Fahnen aus dem Lager heraus; in der ersten 
Linie der Markgraf, welcher sogleich einen Angriff auf die 
Barbaren machte. Da jedoch die geringe Zahl nichts gegen 
die zahllosen Feinde vermochte, kehrte er zurück zum Heere 
und berichtete, daß die Barbaren keine überlegene Reiterei 
hätten, wohl aber eine zahllose Menge Fußvolks, welches aber 
durch den nächtlichen Regen so behindert sei, daß die Reiter 
sie kaum dazu bewegen könnten, zur Schlacht vorzurücken. Als 
nun die Strahlen der Sonne auf die feuchten Kleiber der Bar¬ 
baren fielen, stieg der Dampf davon empor zum Himmel; dem 
Volke Gottes (den Christen) aber leuchtete ihr Antlitz hell und 
klar und verlieh ihnen dadurch Hoffnung und Zuversicht. Als 
nun das Zeichen gegeben war, und der Heerführer feine Scharen
	        
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