— 9 —
wurde dem Burchard, welchem die Aufsicht über das Land der
Redarier übertragen war, ein Heer übergeben, und zum Kollegen
erhielt er den Thietmar mit dem Aufträge, die Stadt Lenzen
(Lunkini) zu belagern. Am fünften Tage der Belagerung kamen
die Kundschafter mit der Nachricht, das Heer der Feinde fei
nicht weit entfernt und bereit, in der nächsten Nacht einen An¬
griff auf das Lager zu machen. Als mehrere gleichlautende
Nachrichten eingetroffen waren, befahl der Markgraf dem Volke,
welches sich um das Zelt versammelt hatte, es follte die ganze
Nacht unter.Waffen bleiben, damit nicht etwa die Feinde das
Lager überrumpelten. Als aber die Menge entlaffen war,
waltete im Lager Freude mit Traurigkeit gemischt, indem die
einen den Kampf fürchteten, andere ihn ersehnten, und, je nach
der Verschiedenheit des Gemüts, schwebten die Krieger zwischen
Furcht und Hoffnung. Indes verstrich der Tag und die Nacht
kam finstrer als gewöhnlich mit einem ungeheuren Regengüsse
nach Gottes Willen, aus daß der schändliche Anschlag der Bar¬
baren verhindert würde. Als beim ersten Morgenlichte das
Zeichen gegeben wurde, und die Krieger die Losung empfangen
hatten, gelobte ein jeder zuerst dem Feldherrn, dann einer
dem andern eidlich seine Hülfe für die bevorstehende Schlacht.
Als aber die Sonne aufgegangen war — denn nach den:
Regen kehrte des Himmels heitere Bläue zurück — rückten sie
mit wehenden Fahnen aus dem Lager heraus; in der ersten
Linie der Markgraf, welcher sogleich einen Angriff auf die
Barbaren machte. Da jedoch die geringe Zahl nichts gegen
die zahllosen Feinde vermochte, kehrte er zurück zum Heere
und berichtete, daß die Barbaren keine überlegene Reiterei
hätten, wohl aber eine zahllose Menge Fußvolks, welches aber
durch den nächtlichen Regen so behindert sei, daß die Reiter
sie kaum dazu bewegen könnten, zur Schlacht vorzurücken. Als
nun die Strahlen der Sonne auf die feuchten Kleiber der Bar¬
baren fielen, stieg der Dampf davon empor zum Himmel; dem
Volke Gottes (den Christen) aber leuchtete ihr Antlitz hell und
klar und verlieh ihnen dadurch Hoffnung und Zuversicht. Als
nun das Zeichen gegeben war, und der Heerführer feine Scharen