Full text: Die mittlere Zeit (2)

— 75 — 
dem Großen die Kaiserkrone aufgesetzt hatte. Er war bereit, 
Ottos Schutz anzunehmen und ihn zum Kaiser zu krönen. So Otto römischer 
ging am 2. Febr. 962 die römische Kaiserkrone auf einen Kaiser 962. 
deutschen Fürsten über, und es bildete sich das heilige rö¬ 
mische Reich deutscher Nation. 
§. 102. Großer Ruhm ist mit diesem Ereignis verknüpft gewesen. 
Das deutsche Volk erlangte damit den Vorrang vor allen Völkern des 
Abendlandes. Große Ansprüche erhoben die deutschen Herrscher infolge Einfluß der 
dieser Würde; die gesamte Christenheit sollte ihnen gehorchen; viel trugen Römerzüge. 
die Züge nach Italien (die Römerzüge), die von nun an Jahrhunderte 
lang von deutschen Königen unternommen wurden, zur Verbreitung alter 
Bildung unter den rauhen Volksstämmen Deutschlands bei. Aber anderem 
seits ist viel edles deutsches Blut nutzlos in den daraus sich entwickelnden 
Kämpfen geflossen; die besten Herrscher richteten oft nur ihre Blicke aus den 
Süden und vernachlässigten darüber das Vaterland. Der langdauernde 
Streit um die Oberhoheit zwischen Kaiser und Papst ist gerade daraus 
entstanden. 
2. Das heilige römische Md) deutscher Nation auf der 
Höhe seiner Macht (962—1056). 
a. Die sächsischen Kaiser (962—1024). 
1. Otto d. Große als Kaiser (962—73). 
§. 103. Nicht so ausgedehnt und innerlich nicht so ge¬ 
festigt wie Karls des Großen Herrschaft war dieses neue Welt¬ 
reich; es bedurfte eines kräftigen Fürsten, der überall persönlich 
eingriff. Und Otto war ein solcher rastloser Selbstherrscher. Cttp.L. als 
Den unzuverlässigen Papst setzte er ab; das Recht des römischen Kaiser 
Adels, die Papstwahl vorzunehmen, beschränkte er. Selbst über ^62-973. 
^ȟditalien versuchte er seine Macht auszudehnen und brachte 
es dahin, daß der oströmische Kaiser ihn als gleichberechtigt 
anerkannte. Für seinen Sohn Otto, der bereits in Deutschland 
zum Könige gewählt worden war, bewarb er sich um die Hand 
einer griechischen Kaisertochter, und er setzte es auch nach vielen 
Schwierigkeiten durch, daß die Vermählung mit ihr zu Stande 
kam. Bald darauf starb der Kaiser, wie sein Vater zu Mem- 
leben, 61 Jahr alt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.