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er die Herzen derselben, und fast ganz Schlesien kam in seine Hände. Nur einige
Festungen widersetzten sich standhaft. Die Truppen des Königs wurden von dem
großen Feldmarschall Schwerin geführt, der mit Sturm die Festung Glogau
eroberte, während Maria Theresia ihre Truppen unter dem Feldmarschall Neip-
perg nach Schlesien sandte. In der Nähe von Brieg bet Molwitz kam es zu
einem hartnäckigen Treffen (1741), welches Schwerin gewann. Die Heere
blieben in Schlesien unb kämpften mit abwechselndem Glücke. Bei diesen Kämpfen
zeichnete sich besonders ber hernach so berühmt gewordene Ziethen aus. Ein
glücklicher Umstand für den König war es, dass Frankreich in Verbindung mit
Bai er n an Österreich den Krieg erklärt hatte, und dass der Kurfürst von Baiern
bereits in Österreich eingerückt war. Dieser machte nämlich Ansprüche auf die
Thronfolge in Österreich (österreichischer Erbfolgekrieg). Maria Theresia floh nach
Press bürg, war aber zu keinem Frieden mit Preußen zu bewegen. Friedrich ver¬
band sich mit dem Kurfürsten von Baiern durch einen Vertrag und ging über
Berlin und Dresden nach Prag, während der Feldmarschall Schwerin und Leopold
von Dessau in Mähren und Böhmen eindrangen. Maria Theresia schickte den
Prinzen Karl von Lothringen mit 40,000 Österreichern nach Schlesien, wohin
sich dann Friedrich ebenfalls wandte; der glückliche Ausgang der Schlacht bet
Czaslau (oder Chotusitz) in Böhmen nöthigte Österreich aber zum Frieden
(1742). Friedrich erhielt Ober- und Niederschlesien.
Nach kaum zwei Jahren (zweiter schlesischer Krieg 1744—1745) sah sich
der König im Besitz seiner erworbenen Länder gefährdet, weil Maria Theresia mit
mehreren großen Mächten Bündnisse schloss. Friedrich that ein gleiches. Er
forberte Frankreich auf, nach Baiern zu gehen, währenb er in Böhmen einrücken
wollte. Allein bie Franzosen bewiesen sich treulos, unb Friebrich würbe, nachbem
er schort Prag eingenommen hatte, von ben verbündeten Österreichern, Ungarn
unb Sachsen bis nach Schlesien zurückgebrängt (1744). Ja, bie Österreicher
besetzten sogar fast ganz Oberschlesien. Die Preußen führten jedoch manche tapfre
That unter ihren Feldherren Winterfeld unb Ziethen ans. Besonders merkwürdig
ist ein Meisterstreich Ziethens, ber sich zum Markgrafen von Schwebt nach Sägern-
borf burch bas ganze österreichische Heer durchschlug. Friedrich zog immer mehr
in Schlesien hinein und lockte die Feinde nach den Anhöhen von Hohenfriedberg
bei Striegau, wo er einen der glänzendsten Siege erfocht (1745). Die Feinde
gingen nach Böhmen zurück, Friedrich folgte ihnen und schlug sie an 40,000 Mann
stark mit etwa 18,000 Mann bei Soor. Bald daraus erhielten bie Österreicher
unb Sachsen ben Auftrag, in bie Kurmark einzufallen. Es kam aber nicht bazu,
da der Fürst Leopold bott Dessau (gewöhnlich der .Tte Desfaner genannt)
über sie in der Nähe von Dresben bei Kesselsbors einen sehr blutigen Sieg
erfocht. Dann würbe Friede geschlossen, in welchem Friedrich Schlesien behielt
und den Gemahl Maria Theresia's, den Erzherzog Franz, als Kaiser anerkannte,
was er bisher nicht hatte thun wollen. Unter lautem Jubel hielt Friedrich seinen
Einzug in Berlin.
§. 80. Der siebenjährige Krieg 1756—1763. Nach diesen glück¬
lichen Ereignissen gab sich Friedrich ganz der Sorge für das Innere seines Landes
hin. Er arbeitete von früh bis spät; jede Stunde des Tages war genau bestimmt.
Nichts wurde aufgeschoben, alles mit Kürze und Pünktlichkeit abgemacht. Berlin
und Potsdam wurden von Jahr zu Jahr verschönert. In Sanssouci verlebte
Friedrich im Kreise geistreicher Männer, zu denen auch der an seinen Hof berufene
französische Dichter Voltaire gehörte, genussreiche Stunden.
Maria Theresia konnte indessen den Verlust Schlesiens nicht verschmerzen.