Full text: Der biographische Unterricht (Unterrichtsstufe 1)

— 59 — 
er die Herzen derselben, und fast ganz Schlesien kam in seine Hände. Nur einige 
Festungen widersetzten sich standhaft. Die Truppen des Königs wurden von dem 
großen Feldmarschall Schwerin geführt, der mit Sturm die Festung Glogau 
eroberte, während Maria Theresia ihre Truppen unter dem Feldmarschall Neip- 
perg nach Schlesien sandte. In der Nähe von Brieg bet Molwitz kam es zu 
einem hartnäckigen Treffen (1741), welches Schwerin gewann. Die Heere 
blieben in Schlesien unb kämpften mit abwechselndem Glücke. Bei diesen Kämpfen 
zeichnete sich besonders ber hernach so berühmt gewordene Ziethen aus. Ein 
glücklicher Umstand für den König war es, dass Frankreich in Verbindung mit 
Bai er n an Österreich den Krieg erklärt hatte, und dass der Kurfürst von Baiern 
bereits in Österreich eingerückt war. Dieser machte nämlich Ansprüche auf die 
Thronfolge in Österreich (österreichischer Erbfolgekrieg). Maria Theresia floh nach 
Press bürg, war aber zu keinem Frieden mit Preußen zu bewegen. Friedrich ver¬ 
band sich mit dem Kurfürsten von Baiern durch einen Vertrag und ging über 
Berlin und Dresden nach Prag, während der Feldmarschall Schwerin und Leopold 
von Dessau in Mähren und Böhmen eindrangen. Maria Theresia schickte den 
Prinzen Karl von Lothringen mit 40,000 Österreichern nach Schlesien, wohin 
sich dann Friedrich ebenfalls wandte; der glückliche Ausgang der Schlacht bet 
Czaslau (oder Chotusitz) in Böhmen nöthigte Österreich aber zum Frieden 
(1742). Friedrich erhielt Ober- und Niederschlesien. 
Nach kaum zwei Jahren (zweiter schlesischer Krieg 1744—1745) sah sich 
der König im Besitz seiner erworbenen Länder gefährdet, weil Maria Theresia mit 
mehreren großen Mächten Bündnisse schloss. Friedrich that ein gleiches. Er 
forberte Frankreich auf, nach Baiern zu gehen, währenb er in Böhmen einrücken 
wollte. Allein bie Franzosen bewiesen sich treulos, unb Friebrich würbe, nachbem 
er schort Prag eingenommen hatte, von ben verbündeten Österreichern, Ungarn 
unb Sachsen bis nach Schlesien zurückgebrängt (1744). Ja, bie Österreicher 
besetzten sogar fast ganz Oberschlesien. Die Preußen führten jedoch manche tapfre 
That unter ihren Feldherren Winterfeld unb Ziethen ans. Besonders merkwürdig 
ist ein Meisterstreich Ziethens, ber sich zum Markgrafen von Schwebt nach Sägern- 
borf burch bas ganze österreichische Heer durchschlug. Friedrich zog immer mehr 
in Schlesien hinein und lockte die Feinde nach den Anhöhen von Hohenfriedberg 
bei Striegau, wo er einen der glänzendsten Siege erfocht (1745). Die Feinde 
gingen nach Böhmen zurück, Friedrich folgte ihnen und schlug sie an 40,000 Mann 
stark mit etwa 18,000 Mann bei Soor. Bald daraus erhielten bie Österreicher 
unb Sachsen ben Auftrag, in bie Kurmark einzufallen. Es kam aber nicht bazu, 
da der Fürst Leopold bott Dessau (gewöhnlich der .Tte Desfaner genannt) 
über sie in der Nähe von Dresben bei Kesselsbors einen sehr blutigen Sieg 
erfocht. Dann würbe Friede geschlossen, in welchem Friedrich Schlesien behielt 
und den Gemahl Maria Theresia's, den Erzherzog Franz, als Kaiser anerkannte, 
was er bisher nicht hatte thun wollen. Unter lautem Jubel hielt Friedrich seinen 
Einzug in Berlin. 
§. 80. Der siebenjährige Krieg 1756—1763. Nach diesen glück¬ 
lichen Ereignissen gab sich Friedrich ganz der Sorge für das Innere seines Landes 
hin. Er arbeitete von früh bis spät; jede Stunde des Tages war genau bestimmt. 
Nichts wurde aufgeschoben, alles mit Kürze und Pünktlichkeit abgemacht. Berlin 
und Potsdam wurden von Jahr zu Jahr verschönert. In Sanssouci verlebte 
Friedrich im Kreise geistreicher Männer, zu denen auch der an seinen Hof berufene 
französische Dichter Voltaire gehörte, genussreiche Stunden. 
Maria Theresia konnte indessen den Verlust Schlesiens nicht verschmerzen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.