Full text: Neue und neueste Geschichte (Theil 3)

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20. u. kam es am 20. und 21. Mai zu einer Schlacht, welche Napoleon 
2LMainur durch die allergrößte Anstrengung gewann. 
Auch diese Schlacht hätte gewonnen werden können, wenn der Angriff 
einen Tag früher geschehen wäre, ehe der Marschall Ney mit 70 000 Mann 
;u Napoleon stieß. Napoleon hatte schwere Verluste erlitten, aber keinerlei 
Vortheile errungen, so daß er zornig mit dem Fuße aufstampfte und rief: 
»Wie? nach einer solchen Schlächterei keine Erfolge? Nicht einmal den Nagel 
von einer Kanone lassen sich diese Preußen nehmen!" 
Da boten die Verbündeten einen Waffenstillstand von sechs 
Wochen an, den Napoleon auch annahm, weil er fühlte, daß er 
es nicht mehr mit Söldnerheeren, sondern mit den Völkern selbst 
zu thun hatte. Wohl erweckte dieser Waffenstillstand die Befürch¬ 
tung, daß daraus ein fauler Friede werde. Aber Friedrich Wil¬ 
helm beruhigte sein Volk damit, daß man erst noch besser rüsten 
und dem Feinde in der Truppenzahl gleichkommen müsse. 
Der Waffenstillstand wurde für die Stadt Hamburg und für das 
Lützow'sche Freicorps verderblich. Nach den Bestimmungen des Waffen¬ 
stillstandes sollte Hamburg dem gehören, der es bis zum 8. Juli besetzt 
haben werde. Der schwedische Thronfolger stand in der Nähe und hätte 
die Stadt leicht besetzen können, aber er verharrte in Unthätigkeit und ließ 
es durch den französischen General Davoust besetzen. Hamburg mußte dafür, 
daß es kurz zuvor durch einen Aufstand die Franzosen vertrieben hatte, 
schwer büßen; 40 Millionen Mark mußte es bezahlen. — Tie Lützower 
Freischaar wurde während des Waffenstillstandes widerrechtlich überfallen 
und niedergemacht. Unter den Gefallenen befand sich auch der Dichter 
Theodor J?öruer.l 
Während des Waffenstillstandes wurde von beiden Seiten 
eifrig gerüstet; beide Theile bemühten sich auch um ein Bündnis 
mit Oestreich. Gegen Ende des Waffenstillstandes trat Oestreich 
offen aus die Seite der Verbündeten, Frankreich den Krieg 
erklärend. Dadurch wurden die Heere der Verbündeten denen 
Napoleons überlegen; sie hatten drei Armeen: die Nordarmee, 
150 000 Mann stark unter Bernadotte, die schlesische Armee, 
95 000 Mann stark, unter Blücher; die böhmische Armee, 230000 
Mann stark, unter dem Fürsten Schwarzenberg stehend. Na- 
poleon's Stellung (bei Dresden) war also von drei mächtigen 
Heeren bedroht. (Bei dem Heere Schwarzenbergs, der zugleich 
Oberbefehlshaber aller Heere der Verbündeten war, befanden sich 
auch die drei Fürsten: die Kaiser von Rußland und Oestreich und 
der König von Preußen.) 
Am 10. August erreichte der Waffenstillstand sein Ende; an 
demselben Tage brach das östreichische Heer aus Böhmen hervor 
und zog nach Leipzig hin, um Napoleon von Dresden wegzulocken.
	        
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