Wirbeltiere: A. Säugetiere. 
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weiß, während die eigentlichen Hausschafe auch schwarz, bräunlich oder gefleckt sind. In 
den mageren Heide- und Sandgegenden erreichen sie ein Gewicht von 30 kg, während 
die Niederungs- oder Marsch-Schafe weit schwerer werden. Der kleine Kopf mit der 
kahlen Nase ist seitlich etwas zusammengedrückt und beim Widder oder Bock mit drei¬ 
kantigen, gewundenen Hörnern geziert. Jährlich im Frühlinge wirft das Schaf ein 
Junges, seltener zwei oder mehr. 
Das Schaf ist seit uralten Zeiten als Haustier über die ganze Erde verbreitet. Es 
ist scheu und furchtsam. Seine Sanftmut und Geduld sind sprichwörtlich geworden, und 
ein Lamm galt deshalb bei vielen alten Völkern neben der Taube als das reinste Opfertier. 
Früher hielt man die Schafe vornehmlich der Wolle wegen, und es wurden daher 
die spanischen Merinoschafe sehr geschätzt. Da aber in neuerer Zeit Australien und 
Kalifornien ungeheure Mengen von Wolle auf den Markt bringen, so zieht man jetzt 
die größeren Fleischschafe vor. Das Fleisch wird gern gegessen, und bei den halbwilden 
Völkern Mittelasiens und Nordafrikas bildet es fast die einzige Fleischnahrung. In ge¬ 
birgigen Gegenden werden die Schafe auch gemolken; der aus ihrer Milch bereitete 
Käse soll recht wohlschmeckend sein. Die wildlebenden Arten des Schafes sind große, 
mutige Tiere, z. B. der Mufflon auf Sardinien. 
Wohlbekannt ist auch die Hausziege. Männchen und Weibchen tragen stark zu¬ 
sammengedrückte, sichelförmig nach hinten gebogene Hörner. Die Ziege springt und 
klettert gut; sie wird daher besonders in bergigen Gegenden in Herden gehalten. Auch 
in der Ebene fängt man an, ihren Wert zu schätzen; denn sie gibt bei geringer Kost 
eine kräftige, wohlschmeckende Milch. Von der Kaschmir- und der Angoraziege wird 
das Wollhaar zu feinen Geweben benutzt. 
Der Ziege ähnlich ist die Gemse (Fig. 2), die 
nur noch in den unzugänglichsten Tälern der 
Alpen lebt und runde, an der Spitze zurückgebogene 
Hörner besitzt. — Ihre Verwandten, Antilopen 
genannt, leben in Afrika. Einige erreichen eine 
bedeutende Größe, andere kommen in ungeheuren 
Scharen vor. Sie gleichen im Aussehen verschie¬ 
denen andern Wiederkäuern. Die zierliche Gazelle 
in Nordafrika ist dem Reh ähnlich; das Gnu in 
Südafrika trägt Hörner wie das Rind, aber Mähne 
und Schweif wie ein Pferd. 
§ 3. Das Reh erreicht etwa die Größe 
einer Ziege, doch ist es viel schlanker und 
zierlicher gebaut. Im Sommer ist es rost¬ 
braun, im Winter braungrau gefärbt. Der 
Rehbock trägt auf dem Kopfe ein kleines 
Geweih; dasselbe ist nicht hohl wie die 
Hörner, sondern massiv und mit Aus¬ 
wüchsen (Zacken und Zinken) versehen. Es 
wird alljährlich im Frühjahre abgeworfen 
und durch ein neues ersetzt, das anfangs 
weich, mit Adern durchzogen und mit Haut und Haaren bedeckt ist. Später 
wird es hart; die Adern vertrocknen, und die Haut wird abgeschält, indem 
sich das Reh an Bäumen reibt. Durch die beständige Verfolgung von 
seiten der Menschen und größeren Raubtiere ist das Reh sehr scheu und 
wachsam geworden. Auch sind Gesicht, Gehör und Geruch sehr scharf, 
so daß es eine Gefahr leicht merkt und dann entflieht. 
Flg. 2. 
Die Gemse. Vi3.
	        
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