— 33 —
Diese sanken zwar während der Völkerwanderung in Schutt und Asche, über¬
aus ihren Trümmern erblühten bald wieder neue Städte. Andere Städte
entstanden in späteren Zeiten dort, wo sich eine große Kirche (Münster) oder
ein berühmtes Kloster befand, so z. B. Fulda, St. Gallen und in München,
das noch heute im Stadtwappen einen Mönch mit schwarzer Kutte, das
«Münchner Kindl", zeigt. Hierher kamen viele Wallfahrer. Deshalb baute
man Gasthäuser und Herbergen; Kaufleute ließen sich nieder, um ihre Waren
zu verkaufen, auch Handwerker siedelten sich hier an. Bei jeder Wallfahrt
ward die Messe (das Abendmahl) gelesen, und deshalb nannte man auch
den Jahrmarkt, der nach der Messe stattfand. Messe, so z. B. in Leipzig.
Während der Messe war strenger Landfriede für die Meßstadt und die
Meßbesucher. Diese Zeit des Friedens ward ein- und ausgeläutet. Ein
Markgraf von Meißen z. B. verordnete: Wir wollen die Kaufleute und
ihre Waren schirmen und schützen, und niemand soll sie beschweren, wenn¬
gleich wir mit ihren Landesherren in Feindschaft leben. Andre Städte ent¬
standen da, wo sich eine Furt befand, so z. B. Erfurt, Querfurt, Frank¬
furt a. M., Frankfurt a. O. und Dresden. Heinrich I. legte mehrere Burgen
an, aus denen sich später Städte bildeten, so auch Otto I. in der Mark
Meißen, wo er unter anderen die Burg Wurzen anlegte. Die Bewohner
der Burgen hießen Bürger und bestanden aus Kaufleuten, Handwerkern und
Ackerbauern. Die Bauern, die sich außerhalb der Mauern ansiedelten, hießen
Gras- und Feldbürger, die Leute, die außerhalb der Stadt wohnten, doch
deren Bürgerrecht hatten, nannte man Pfahlbürger.
2. Aussehen der Städte. Jede Stadt war von einem Wall und Graben
umschlossen. Dahinter ragte eine starke Mauer empor. Durch sie führten
doppelte Tore hinein, die durch feste Türme geschützt waren. Am Tage
hielten Wächter, Türmer oder Spießbürger Umschau, in der Nacht machte
eine Wache die Runde, damit keine Räuber sie überrumpelten. Hohe Türme
zierten auch die Kirchen, Klöster und das Rathaus. Die Burg in der
Stadt war von einer eigenen Mauer beschützt. Die Wohnhäuser errichtete
man meist aus Holz und Lehm und deckte sie mit Stroh und Schindeln.
Die Straßen waren äußerst eng, schmutzig, ungepflastert und unbeleuchtet.
Feuersbrünste zerstörten daher oft ganze Stadtteile. Nach den Kreuzzügen
fing man an, schönere Häuser aus Stein zu bauen und mit Erkern zu
schmücken. Der Giebel stand nach der Straße. Die Kirchen und Rat¬
häuser baute man von Anfang an sehr schön, besonders die Dome, wie
die zu Straßburg, Köln, Ulm, Meißen usw. Auf den Straßen lag häufig
Dünger, den oft Schweine aufwühlten. Da auch sonst wenig auf Reinlich¬
keit und Gesundheitspflege geachtet wurde, brachen häufig Seuchen aus, so
z. B. um 1350 der schwarze Tod, der in kurzer Zeit Tausende, ja Millionen
von Menschen dahinraffte.
3. Beschäftigung der Bürger. Die Bürger bestanden aus Vollbürgern
oder Geschlechtern, Handwerkern und Ackerbauern. Die Ritter, welche die
Burg samt der Stadt zu schützen hatten, waren die Vornehmen und Herrscher.
Ihnen wurden aber bald die Kaufleute, früher Kaufherren genannt, gleich¬
geachtet. Sie hatten ein beschwerliches Geschäft, da es weder Posten noch
Eisenbahnen gab. Dazu kamen äußerst schlechte Straßen, hohe Zollgebühren
und große Unsicherheit. In den Stapelorten mußten alle Waren ausgeladen
Franke, Zeit- und Lebensbilder. 3