Full text: Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht

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entschieden, dabei aber oft schroff und zu heftiger Aufwallung geneigt. 
Im Gegensatze zu seinem Bruder Joachim führte er eine fast bürgerliche 
Haushaltung und war ein Muster von Sparsamkeit, Mäßigkeit, Einfach¬ 
heit und Fleiß. Von früh bis spät trug er rastlos Sorge für die Hebung 
der öffentlichen Wohlfahrt des Landes. Obwohl sparsam bis zum Gei;, 
war er doch den Armen, sowie Kirchen und Schulen ein unermüdlicher 
Wohlthäter, so daß er sich mit Recht den Namen „Vater der Armen 
und Geistlichen" erwarb. Um sich mit den Bedürfnissen des Landes be¬ 
kannt zu machen und zu sehen, ob seine Verordnungen auch richtig aus¬ 
geführt würden, reiste er oft unerkannt im Lande umher und verschmähte 
es nicht, sich in die niederen Kreise des Volkes zu mischen und deren 
Meinung zu erforschen. 
Johann starb nur wenige Tage nach seinem Bruder Joachim und 
fand in Küstrin seine letzte Ruhestätte. 
Der Deutsche Ritterorden und das Herzogtum Preußen. 
Bekehrungsversuche bei den alten Preußen. Das etwa 100 Meilen 
nordöstlich von Brandenburg gelegene, von den Wogen der Ostsee bespülte 
Land — die heutigen Provinzen Ost- und Westpreußen — war schon 
den Alten bekannt. Die Bewohner dieses Küstenlandes, „Porussen" oder 
„Prnssen", d. h. „gegen die Russen hin Wohnende", genannt, waren ur¬ 
sprünglich litauischen Ursprungs, haben sich jedoch im Laufe der Zeit 
mit Slaven vermischt. Als die meisten deutschen Stämme sich schon 
zum Christentum bekehrt hatten, lebten die Preußen, ein kriegstüchtiges, 
kräftiges und abgehärtetes Volk, das mit den benachbarten Polen beständig 
blutige Kriege führte, noch im finsteren Heidentum dahin. Die ersten 
Bekehruugsversuche machte im 10. Jahrhundert der Bischof Adalbert 
von Prag, der in Begleitung von 30 Bewaffneten die Weichsel hinab- 
fuhr, bei Danzig landete und dem zahlreich herbeieilenden Volke dos 
Evangelium verkündigte. Der fromme Mann wurde jedoch von den 
empörten heidnischen Priestern erschlagen und fand in der Hauptkirche zu 
Gnefen seine Ruhestätte. Nach Adalbert haben noch viele glaubenseifrige 
Männer unter den starrsinnigen Preußen das Bekehrungswerk versucht, 
jedoch ohne Erfolg. Auch die Bekehrungsoersuche des frommen und 
eifrigen Mönchs Christian von Oliva aus dem um diese Zeit in 
Oliva bet Danzig schon bestehenden Orden der Cistercienser waren ver¬ 
geblich. Da unternahmen viele deutsche Fürsten aus Anregung Christians, 
der vom Papste zum Bischof von Preußen ernannt worden war, gegen
	        
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