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^lästert, dazu noch verfolget, und alle päpstliche, müuchische, teufelische Greuel und 
^rrthum bestätigt werden, wider ihr eigen Gewissen. Denn Herzog George mit 
ftinen Wüthrichen weiß aus der Maßen wohl, daß wir von Christo von den 
Sacramenten, vom Glauben, Liebe, guten Werken etc. recht lehren: so müssen sie 
und alle Welt bekennen, daß kein Lehre nach der heiligen Schrift so herrlich und 
christlich von der weltlichen Oberkeit gelehret hat; ja, sie bekennen, daß viel Jrr- 
thumbs .und Missebräuch durch unser Lehre, und sonst durch keine andere, gestraft 
viel irriger Zweifel verricht6) viel dunkel und ungewisser Sachen geschlicht sind. ' 
Sie haben auch aus unser Lehre gelernt beide, Sprache und Predigt, der 
sie zuvor keines gekunnt: dennoch muß dieß alles heißen des Luthers Evangelion 
unter der Bank erfür gezogen, (das soll ein köstlich Gespötte sein,) und muß ver¬ 
leugnet und verfolget werden, wider ihr eigen Gewissen. . . . 
Ja (sagen sie) wir verdammen nicht das Evangelion, noch Christum, sondern 
des Luthers Evangelion etc. Antwort: Ich rede itzt nicht mit ihnen, sondern mit 
euch Verzagten von Leipzig, die ihrs glaubt und wisset, daß unser Lehre nicht 
unser ist, sondern das rechte, wahrhaftige Gottes Wort, wie es da stehet in der 
heuigen Schrift, welchs nicht von uns geschrieben noch gemacht ist. Was fragen 
wir darnach, was Herzog George Evangelion heißt mit den Seinen; fo wenig als 
er danach fragt, was wir Evangelion heißen. Christus ist unser aller Richer, der 
wirds wohl treffen. Weil wir aber unser Lehre für Gottes Wort halten, und 
frei für der Welt dafür bekennen, so müssen wir solchem Glauben und Bekenntniß 
nach, alle diejenen, so es verfolgen, Gottes Feinde, Gottes Lästerer, Teufelskinder 
und verdampt nennen und bekennen. Müssen wir doch von ihnen leiden, daß sie 
uns Ketzer, Teufel, und nicht mehr denn wie sie wollen, aufs Allerfchändlichst 
nennen; so sie doch ihrer Lehre nicht gewiß sind, und das mehrer Theil wider 
ihr Gewissen thun. 
jjciß zwar fast wohl, daß Herzog George tobet, wenn man ihn Christus 
und sems Worts Feind heißt; und schreiet feindlich, wie man ihn an feinen Ehren 
Ichelte und schmähe. Er will aber nicht wiederumb sehen, wie er uns lästert und 
schmähet; er will sein Maul frei und offen haben, uns zu lästern seines Gefallens, 
und unser Maul zubinden. Ja, das müßte man ihm bestellen. Ich will von mir 
schweigen, ... Es sind aber an meiner Lehre so viel, so Edel, so Hochgeborne 
Fürsten und Herrn, auch so Ehrenreich und Lobesam, als Herzog George je gewest 
und immer werden kann, die er unbilliger lästert und schmähet, als ein niedriger 
yürst, denn ich ihn lästere. Was darf er denn viel klagen, er werde an feinen 
Lhren geschmäht, so er doch bisher den dritten Churfürsten, der höher, 
denn er ist, dazu viel seiner Nebensürsten und unzählige andere Hochgelehrte und 
edle, ehrbare Leute schmähet, aus seinem nichtigen Grunde der Menschenlehre ia, 
aus lauter altem Haß und Neid. 
• • 1 .^rade als wäre er Richter über diese Sachen, und was er hält, müsse 
Sro S ^cht halten; so doch seine Lehre falsch und unrecht (aus lauter 
Menschen Thau) ist, unser aber recht und gewiß (als Gottes reine Wort). 
• - - Zum vierten, soll euch das auch nicht wenig trösten, daß ihr schon be¬ 
reitan sehet, und fülltet die Rache, die über Herzog Georgen gangen ist, auch eben 
Jn |em ®ebot. Denn er hat sichs gar nichts versehen (das ist gewiß,) daß er 
loute )o hock veracht sein bei den Seinen, daß zu Leipzig, in der einigen Stadt, 
'Een o viel Bürger (als ich höre, bei achtzigen und mit ihrem Gesinde, in die 
achthundert Häupter,) seinen Zorn und Toben so gar frei und öffentlich verachten, 
6) vernichtet.
	        
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