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beten / hat man nach Mittage vmb drey Vhr die Glocken gelentet / vnd sie zum
Grimmischen Thor hinaus anff den Gottes Acker getragen / vnd ehrlich zur
Erden bestattet. , , m
Dem enthaupten Kürßner ist das Kürßner Handwerck gefolget / den Meurer
hat die Meurerzunsft getragen / vnd begleitet: den Zimmerman desgleichen die
Zimmerleute. Der Teichgräber aber / weil er nicht Zünfftig gewesen / ward von
den Todtengräbern bestattet. —
Die andere Gefangene / deren noch vber dreissig gewesen / sind hernach . . .
entweder im Gefängnüß mit Ruthen gestrichen / oder sonst ohne weitere Straffe
des Landes verwiesen / oder auch wol vmb geschehne Fürbitt willen / ohne alle
Entgeltnüß ledig gelassen."
(Heydenreich, Leipz. Cron.)
2. Die Pleißenburg als Staatsgefängnis für Anhänger des
Calvinismus.
„Das Schloß Pleißenburg . . . diente vom 16. bis ins 18. Jahrhundert
mehrmals zum Staatsgefängniß; besonders in den traurigen Jnquisitionszeiten des
Kryptokalvinismus, wo so mancher wackere Mann ein Opfer der Intoleranz und
des Glaubenszwanges ward ..." Ein solcher war,
„Dr. Georg Cracau, Churfürst August's Geheimer- und Cammerrath, ein
Mann,' den der Churfürst in den wichtigsten Angelegenheiten brauchte, ... die
nächste Ursache seiner Verhaftung lag in seiner Anhänglichkeit an die Sache der
Calvinisten, doch waren sonder Zweifel noch ganz andere Dinge mit im Spiele . . .
Von seinem Rittergute Schönfeld, wo er am 4. April 1573 verhaftet ward,
schaffte man ihn am 13. Juli 1574 auf die Pleißenburg, in eins der schlechtesten
Gefängnisse. Hier versagte man ihm sogar Schreibmaterialien. Der Sohn des
Schloßhauptmanns Richter, der sie ihm heimlich verschaffte, ward deshalb relegirt,
und dessen Vater, blos weil er darum wußte, mit Staupenschlag des Landes
verwiesen.
Cracau bekam nun schlechtere Kost, bald auch ein schlechteres Gefängniß, weil
er, aus Verzweiflung, erst durch Verhungern, dann durch ein Messer seine Leiden
hatte verkürzen wollen. Endlich ward er auf ein Urtheil des Schöppenstuhls am
16. März 1675 gefoltert. Beim zweiten Grade der Tortur sank er sinnlos zur
Erde, worauf er noch denselben Tag auf einem Strohlager im Kerker den Geist
aufgab."
„So mußte auch Caspar Peucer *), Professor in Wittenberg und Churfürst
Augusts Leibarzt 10 Jahre in der Pleißenburg schmachten, weil er ein Calvinist
war. Unter den übrigen ist noch nennenswerth der Wittenberger Theolog Dr. Caspar
Cruciger *) und Dr. Christoph Gundermann2), Diakonus an der Thomaskirche
zu Leipzig.
Den 24. October 1591 brachte man den Pfarrer von Kleeberg3) auf die
Pleißenburg, weil er alle Bilder aus seiner Kirche gerissen, sie verbrannt und aus
einem Crucifix Fischholz gemacht hatte. Weder der Name noch andre biographische
Umstände sind von diesem Manne aufzufinden."
(Aus einem Anhange über Staatsgefängnifse etc. in Sachsen in Engelhardts „Leben Böttgers".
Leipzig 1837. S. 615.)
') Vgl. S. 324. -) Vgl. S. 324 ff. 3) Markkleeberg.