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7. Ein Schneidergeselle muß ber (Stabt Urfriede fchtooren. 1468.
„Uff sonnabent noch Saurenti*) anno bomini etc. lpiij0 2) hat Vogel, ein
snyberknecht, beme Rate einen rechten, leiplichen orfehbe3) gesworn und bargen ge¬
lobt, bas er bie stabt Lipezk funff jar meyben unnb nicht ehir barmn fomen sal
noch will, es feint bann bie funff jar gantz umb unb verlausten, unb noch ußgange
ber funff jar mag er bie stab Widder besuchen unnb barinn gehen, boch mit wissen
unb willen bes rats, urnb ber ursach willen, bas er einen taschenerknecht serlichen
zeu leben gestochen unb ben wichfribe4) gebrochen hat. Auch sal er bynnen eyner
rneyl Wegs urnb bie stat nich sein. Er hat auch gesworn unb zeugesagt, bas er in
den sachen kegin bem rate, bem sachwalden ber stab, gantzen gerneyne und den
knechten, nach5) kegin nyrnants keyne rache tun noch surwendten 6j wolle in keyn weiß."
(Dieser ganze Eintrag ist durchstrichen und dafür geschrieben):
„Ist im gewandelt, das er iß7) zeu wichfribe geben aber sovil arbeit im
tiche8) noch Ostern schirst 9) bestellen sal."
(Aus dem ältesten Leipziger Urfehdenbuche von 1390—1480. Veröffentlicht in Wustmanns
„Quellen zur Geschichte Leipzigs", Bd. II, S. 29.)
x) 10. August. *) 1 = 50, £ = 10, 0 = 5, i— 1, zusammen 68. 8) Urfriede = Urfehde.
Noch um 1400 heißt es im Urkundenbuche: „daz wir rechte orvede . . gesworn und gelobit habin".
Aber schon 1447 taucht das Wort „orsrede" auf. Statt der „Exfehde", was ja Urfehde eigent¬
lich bedeutet, wurde nun Urfriede, ein ewiger Friede geschworen. *) Vgl. Weichbild, S. 12.
5) noch. 6) vorbringen mit Worten. 7) Ein Schock = 20 Groschen = ca. 40 JC nach heutigem
Werte. 8) im tiche = als Teichgräber. 9) gleich, unmittelbar.
8. Ausweisung eines betrügerischen Bäckers. 1468.
„Uff hewt sonnabent nach Dionisii1) anno etc. lxviijo hat ber rath ehrten
becker, Veitz gnant, uff ber Hallischen brücke, sein burgerecht uffgesagt unb bobei
ernstlich gesagt, bas er von stunt bes tags bei sonnen schein sich uß ber stat machen
unb ntjmmer mehir barinn kommen noch backen solle, von bes wegen, bas er sein
brot zeu cletyne gebacken und dem gemeinen mann zeu geringen kauft geben unb
menniglich bomit betrogen hat, unb wiwol bie geeit an ir felbs uf baßmal swer
gewest ist, so hat boch ber rath uff den grünt (kommen) unb ane ursach nicht
straffen wollen unb selbis brot backen lassen, der eyns noch 2) aller kostung, so darusf
gangen ist, mitsampt dem körn kauft urnb den scheffel xxviij fto[ert] groschen ge-
rechent, an dem Gewicht xxvj todt gehalten und bracht hat, das hat er dem rate
geändert und nicht zeu wenigem verdrieß und smehr und der gemeinen zeu treff¬
lichem schaden eyn brot von y3) lob gebacken, barumb ist er wie o6gefchr[ebin]
gestrafft würben, uf bas tjbermenniglich mercken mag, bas ber rath zeu gemeinem
uutz feinen höchsten vleis furwenbt unb nicht geneigt ist, zeu zeu sehen, bas ymants
ben anbern betrigen solle, in kein weiß nicht."
(Aus dem „Ratsbuch", veröffentlicht in Wustmanns „Quellen zur Geschichte Leipzigs", Bd. II, S. 43.)
J) 9. Oktober. 2) nach. 3) j = »/,.
9. Klage über bas Raubritterunwefen.
Aus dem 15. Jahrhundert.
„Die Mus.
Min gedichte stot das weis ich wol
Das man das vnrecht stroffen fol
Vme lieb vnd leit vnd nit*) noch has
So ginge es frilich defte bas 2).
') Neid. 2) desto besser.