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96. Frühlings Ankunft. Von Stephan Nemke. 
war schon hoch im Februar. Draußen lag noch tiefer Winter, 
das Wetter war öde und ungastlich. Zischend fauchte der 
Wind um die Häuserecken, und der Himmel blickte bleigrau und trüb¬ 
selig darein. 
Ich kam an einer Schule vorbei, und aus dem offenen Fenster¬ 
flügel drang ein sehnsüchtig trauriges Lied: 
„O, wie ist es kalt geworden und so traurig, öd und leer: 
rauhe Winde wehn von Norden, und die Sonne scheint nicht mehr. 
Auf die Berge möcht' ich fliegen, möchte sehn ein grünes Tal, 
möcht' in Gras und Blumen liegen und mich freun am Sonnenstrahl, 
möchte hören die Schalmeien und der Herden Glockenklang, 
möchte freuen mich im Freien an der Vögel süßem Sang. 
Lieber Frühling, komm doch wieder; lieber Frühling, komm doch bald; 
bring uns Blumen, Laub und Lieder, schmücke wieder Feld und Wald!" 
So sangen die Kinder, und ein hungriger Spatz saß mit bloßen 
Beinen im Schnee auf dem Dachfirst und hatte die Federn gesträubt, 
daß er aussah wie ein runder Federball, und schilpte dazwischen, und 
auch sein „Schilp, schilp" klang so traurig und trostlos über den 
beschneiten Garten, als ob auch sein kleines Vogelherz eine stille 
Sehnsucht nach dem lachenden Frühling mit seinen Mücken und Mai¬ 
käfern erfülle. Aber toller denn je heulte der Wind und wirbelte der 
Schnee und schüttelte der Winter seinen weißen Kopf, und der Spatz 
verkroch sich unter die Dachziegel, und die Kinder hörten auf zu singen. 
Hatte der böse Winter denn gar kein Erbarmen? An und für 
sich hatten die Kinder ja nichts gegen den Winter, hatte er ihnen 
doch den Nikolaus und das Christkind und die Eisbahn und den 
Schneemann gebracht — aber alles mit Maß!
	        
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