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Augen das Gemeinwohl, tief und nnvertilgbar im Herzen die Liebe zum einigen 
Deutschen Vaterlande. Du Mann Gottes, du starker Fels der Kirche Christi, der 
du mit eisernem Muthe gegen die Finsterniß ankämpftest, der du auf dieser Burg 
den Teufel bezwangst, nimm unser Gelübde an, wenn dein Geist noch in Gemein¬ 
schaft mit uns steht! Euch, Geister unserer erschlagenen Helden, Schill und Scharn¬ 
horst, Körner und Friesen, Braunschweig-Oels und ihr andern alle, die ihr euer 
Herzblut vergossen habt für des Deutschen Landes Herrlichkeit und Freiheit, die ihr 
jetzt über uns schwebt in ewiger Klarheit und mit hellem Blick in die Zukunft 
schaut, euch rufen wir auf zu Zeugen unsers Gelübdes. Der Gedanke an euch soll 
uns Kraft geben zu jedem Kampfe, fähig machen zu jeder Aufopferung. So wie 
euch der Dank eures Volkes bleiben wird, und sein Segen euch gefolgt ist in euer 
Grab, so seien uns auch gesegnet alle die, welche für des Vaterlandes Wohl, für 
Recht und Freiheit erglüht sind, dafür leben und mit Wort und That wirken. 
Verderben und Haß der Guten allen denen, die in niedriger schmutziger Selbstsucht 
das Gemeinwohl vergessen, die ein knechtisches Leben einem Grab in freier Erde 
vorziehn, die lieber im Staube kriechen, als frei und kühn ihre Stimme erheben 
gegen jegliche Unbill, die, um ihre Erbärmlichkeit und Halbheit zu verbergen, unsrer 
heiligsten Gefühle spotten, Begeisterung und vaterländischen Sinn und Sitten für 
leere Hirngefpinnste, für überspannte Gedanken eines krankhaften Gemüthes aus¬ 
schreien ! Ihrer sind noch viel; möchte bald die Zeit kommen, wo wir sie nicht 
mehr nennen dürfen!" — (Riemann) „schloß mit einem einfachen, inbrünstigen Gebete, 
des Höchsten Beistand und Segen anrufend. — 
Heilige Stille herrschte in der Versammlung . . . Beklommen athmete leise 
jede Brust, fürchtend die heilige Ruhe der Andacht zu stören, und Thränen der 
Rührung füllten die Augen selbst derer, die der Ernst des Lebens und das Ringen 
der Zeit für jedes verweichlichende Gefühl unerreichbar gemacht hatte. 
Hierauf folgte das Lied: „Nun danket alle Gott", von der ganzen Gemeinde 
gesungen . . . Und in tiefer Andacht und Rührung schloß dieser vorzüglich dem 
Andenken der Reformation gewidmete Theil der Feier. 
Es war jetzt 11 Uhr. In derselben Ordnung, die Fahne und die Amtleute 
voran, brach die Versammlung auf, und zog auf den Burghof, die Zwischenzeit bis 
zum Mittagsmahle nach freier Wahl zuzubringen . . . 
Es lag im Beschlusse der Burschenversammlung, dem öffentlichen Festgottesdienste 
in der Stadtkirche zu Eisenach beizuwohnen . . . Nach vollendeter Kirchenmusik 
hielt . . . Generalsuperintendent Nebe eine der Feier des Tages angemessene ein¬ 
dringende Rede . . . Turnspiele, von den turnenden Mitgliedern vorzüglich der 
Jenaer und Berliner Burschenschaft auf dem Markte unternommen, verkürzte die 
Zeit bis zur einbrechenden Dämmerung, wo allmählig der Fackelzug auf den Warten¬ 
berg sich ordnete . . . Nachdem alles geordnet, begann der Zug, wie am Morgen 
unter Musikbegleitung und die Anführer an der Spitze. Jeder der Burschen eine 
Fackel tragend und zu zwei und zwei geordnet, bildete sich eine unabsehbare Reihe . . . 
Ans des Berges Ebene angelangt, und mit einem freudigen Willkommen von dem 
daselbst schon versammelten Landstürme empfangen, schloß die Burschenversammlung 
einen großen Kreis um den hochauflodernden Flammenberg. Ein Lied . . . wurde 
einstimmig gesungen, und darauf von Rüdiger, Stud. phil. zu Jena, eine Rede 
gehalten ..." 
(Aus der Rede Rüdigers:) „Womit grüße ich aber euch, meine 
deutschen Brüder, an dem Tage der Weihe? Ich denke, mit dem ersten und dem 
letzten, was in allen unsern Herzen wiederklingt: Heil uns, daß wir dieser Zeit
	        
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