— 62 — 
unb Einbilbungskraft eine sehr gute Wirkung tut. Bei Clobius hingegen erschienen 
diese Ausbrucke frembartig, inbem seine Poesie übrigens nicht geeignet war, ben 
©eist ans irgenb eine Weise zu erheben. 
Solche (Schichte mußten wir nun oft schön gebruckt unb höchlich gelobt vor 
uiis sehen unb wir snnben es höchst anstößig, baß er, ber uns bie heibnifchen 
©otter verkümmert hatte, sich nun eine onbere Leiter auf ben Parnaß aus griechischen 
unb römischen Wortsprossen zusammenzimmern wollte. Diese oft wieberfe&renben 
urfe prägten sich fest in unser Gebächtnis, unb zu lustiger Stunbe, ba wir 
tu ben Kohlgärten ben trefflichsten Kuchen verzehrten, fiel mir auf einmal ein, jene 
Kraft- unb Machtworte in ein Gebicht an ben Kuchenbäcker Hänbel $u 
versammeln. Gebacht, getan! Unb so stehe es benn auch hier, wie es an eine 
Wanb bes Hauses mit Bleistift angeschrieben würbe. 
D Hänbel, beffen Ruhm vom Süb zum Norben reicht, 
Vernimm ben Päan, ber zu beinen Ohren steigt! 
Du bäckst, was Gallier unb Briten emsig suchen, 
Mit schöpsrischem Genie originelle Kuchen. 
Des Kaffees Ozean, ber sich vor bir ergießt, 
Ist süßer als ber Saft, ber vom Hymettns fließt. 
Dein Haus, ein Monument, wie wir ben Künsten lohnen, 
Umhangen mit Trophän, erzählt ben Nationen: 
Auch ohne Diabern fanb Hänbel hier sein Glück 
Unb raubte bem Kothurn gar manch Achtgroschenstück. 
Glänzt beine Urn’ bereinst in majestät'schern Pompe, 
Doch leb! bein Torus sei von ebler Brut ein Nest! 
Steh hoch wie ber Olymp, wie ber Parnaffus fest! 
Kein Phalanx Griechenlanbs mit römischen Misten 
Vermög' Germanien unb Hänbeln zu verwüsten. 
Dein Wohl ist unser Stolz, bein Leiben unser Schmerz, 
Unb Hänbels Tempel ist ber Musensöhne Herz 6). 
Dieses Gebicht staub lange Zeit unter so vielen anbeten, welche bie Wänbe 
jener Zimmer verunzierten, ohne bemerkt zu werben, unb wir, bie wir uns genug¬ 
sam baran ergeht hatten, vergaßen es ganz unb gar über anbereu Dingen. . . 
Os er gehörte unter biejenigen Menschen, bie ihr Leben in einer bequemen 
Geschäftigkeit hinträumen. Seine Freunbe selbst bekannten im stillen, baß er bei 
einem sehr schönen Naturell seine jungen Jahre nicht in genügsamer Tätigkeit ver- 
6) In bett „Spatziergängen bey Leipzig" etc. (1781) wirb ber Kuchengarten ähnlich besungen: 
„Jetzt, Muse, stütze mich, bu bist boch niemals spröbe, 
beseele zwiefach mich, da ich von Hänbeln rebe; 
ein freundschaftlicher Mann, wo man froh trinkt unb zehrt, 
ber selbst Geschmack versteht unb ihn auch andern lehrt. 
Sein Kaffee zeugt hiervon, Beweise giebt sein Kuchen, 
so lange Sommer ist, will ich ben Mann besuchen. 
Sein Garten ist ein Ort, ber ben Kohlgarten zieret, 
ben man mit Lust beschaut, in bem man gern spatziret; 
bas Gasthaus, bas Geschmack für beiberiet Geschlecht, 
bas ist ein schönes Haus — getroffen, bravo, recht. 
O Händel, dessen Ruhm von Süd nach Norden steigt, 
bich zu vergleichen wird dem Dichter jetzt nicht leicht. 
Dein Kirschkuchen geht weit, das tut doch mancher sehn, 
unb Stollen bäckst du auch, bie bis nach Riga gehn."
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.