Full text: Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes (Bd. 4, Abt. 1)

wie mit den Bauern Gemeinschaft. Es sind nicht nur wirtschaftliche 
Forderungen, welche die Bauern in ihren Artikeln aufstellten; sie 
forderten auch die freie Wahl ihrer Pfarrer und die freie Predigt 
des Wortes Gottes. In Oberdeutschland schlug das Kriegsfeuer, 
das schon lange unter der Asche geglommen, zu Hellen Flammen 
empor. Es bedurfte einer regelrechten Kriegsführung unter Georg 
Truchseß von Waldburg mit dem Aufgebot des schwäbischen Bundes 
zur Dämpfung des Aufstandes. Auch nach Thüringen und in die 
Gegend des Harzes verbreitete sich der Aufruhr. Die Schlacht 
bei Frankenhausen (1525) machte hier dem Treiben eines Thomas 
Münzer ein Ende. Zu diesen Gefahren kam noch eine andere vou- 
feiten der Gegner des Evangeliums. Im Jahre 1524 traten die 
Herzöge von Bayern mit Ferdinand, dem Bruder Karls V., aus 
Betreiben des Papstes zu Regensburg zu einem Bündnis zusammen. 
Da schlossen zu Torgau eine Anzahl evangelischer Stände ein 
Schutzbündnis (1526), nachdem Sachsen und Hessen schon zu Gotha 
sich vereinigt hatten, um sich mit „Leib und Gut, Land, Herrschaften, 
Leut und allem Vermögen" zu wehren, wenn sie angegriffen würden. 
Durch ihre geschlossene Haltung kam zu Speyer (1526) ein der 
Reformation günstiger Reichstagsabschied zustande: ein jeder Stand 
solle so leben, wie er es „gegen Gott und Kais. Majestät hofft 
und vertraut zu verantworten"; ein Beschluß, der auch durch das 
veränderte Verhältnis des Kaisers zum Papste Clemens VII. herbei¬ 
geführt wurde. Die Erfolge des Kaisers in Italien stärkten bann 
von neuem die Hoffnungen der Katholischen in Deutschland; auf 
bem Reichstage zu Speyer 1529 würbe bas Wormser Ebikt erneuert; 
boch in feierlicher Weife protestierten bie evangelischen Reichsstände 
gegen biesen Beschluß. Nun kam alles barauf an, wie sich ber 
Kaiser auf bem Reichstage zu Augsburg zur Sache ber Religion 
stellen werde. — Das kaiserliche Ausschreiben bes Reichstages 
war in versöhnlichem Tone gehalten. In Innsbruck versammelten 
sich viele aus bem Reiche, um bem Reichsoberhaupt ihre Aufwartung 
zu machen; schon hier suchte ber Kaiser ben Boben für bie zukünftigen 
Verhanblungen zu bereiten. In Augsburg mußte er gleich in ben 
ersten Tagen ben Wiberftanb ber Protestanten erfahren, bie sich 
von ben katholischen kirchlichen Feierlichkeiten geflissentlich fernhielten. 
War Kaiser Karl anfangs gewillt, über ben Parteien zu stehen 
unb einen Vergleich zustanbezubringen, so hat er boch nach ber
	        
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