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sächsische Heer mußte bei Pirna eingeschlossen werden, sodaß ein
schnelles Eindringen mit dem gesamten Heere in Böhmen für Dte
Preußen unmöglich wurde. Anfangs behandelte Friedrich Sachsen
milde, in der Hoffnung, dasselbe auf seine Seite zu ziehen; bald
mußte er härtere Maßregeln ergreifen; auch sah er ein, daß chm
das Land bessere Dienste im Kriege leisten würde, wenn er es
als Feind besetzt hielte. Dem österreichischen Heere, das in Böhmen
sich bildete und die Sachsen aus ihrer bedrängten Lage befreien
wollte, ging der König mit einem Teile seiner Armee entgegen und
schlug es (1. Okt.) bei Lobositz. Als der General Browne doch
noch den Entsatzversuch auszuführen sich anschickte, mißlang derselbe.
Die sächsische Armee mußte kapitulieren (16. Okt.). Friedrich nahm
seine Winterquartiere in dem eroberten Kurfürstentum. Im Anfange
des folgenden Jahres (Januar 1757) wurde auch der Reichskrieg
gegen Preußen in Regensburg beschlossen; und die drei gegnerischen
Großmächte traten in den nächsten Monaten zu einem gemeinsamen
Bündnis und Teilungsvertrage gegen Friedrich fester zusammen:
Preußen sollte alle seit 1648 gemachten Eroberungen wieder ver¬
lieren. Friedrichs Bundesgenosse blieb England; der sür den
großen Preußenkönig begeisterte William Pitt verlängerte den
Subsidienvertrag (Jan. 1757). Von deutschen Reichsständen ließen
sich Braunschweig, Gotha und Hessen-Kassel für Friedrich gewinnen.
Zu den Gegnern Preußens gesellte sich auch Schweden (März 1757).
Wieder ergriff Friedlich die Initiative. Im April marschierten die
Preußen nach Böhmen. Die Höhen bei Prag wurden erstürmt
(6. Mai). Die Führer der preußischen Korps gingen ihren Truppen
in der mörderischen Schlacht mit dem besten Beispiel voran.
Schwerin fiel. Die Österreicher warfen sich nun nach Prag hinein.
Dem zum Entsätze heranziehenden Heere der Feinde trat Friedrich
entgegen, wurde aber von Daun bei Kolitt (18. Juni) geschlagen.
So wurde Prag von den Österreichern gerettet; Friedrich mußte
Böhmen verlassen, sein ursprünglicher Feldzugsplan mußte ^auf¬
gegeben werden. Im Westen waren die Franzosen über den Rhein
gegangen; das ganze Gebiet bis zur Weser war bald in ihrer
Hand. Das englisch-hannoversche Heer unter dem Herzoge von
Cumberland suchte die Weserlinie zu halten, statt, wie Friedrich
gewollt, die Offensive zu ergreifen. Bei Hastenbeck unfern
Hameln verlor Cumberland den Mut und die Schlacht (26. Juli);