Full text: Die Gracchische Bewegung (H. 9)

I. Der Reformationsversuch des Tiberius Sempronius Gracchus 11 
solle ihm folgen, und schlug den Saum der Toga um den Kopf1... stls er 
zu dem Heiligtum hinauskam und gegen die Gracchaner stürmte, wichen 
sie aus angeborener Scheu vor dem adligen Mann und, weil sie die Se¬ 
natoren mit ihm zusammen heranrücken sahen, zurück. Diese entwandten 
den (Bracchanern selbst die Stöcke, rissen außerdem die Bänke und, was 5 
sonst für die Versammlung herbeigeschafft war, auseinander und schlugen 
auf sie ein, verfolgten sie und stürzten sie den Hbhang hinunter. 3n diesem 
Tumult wurden viele Gracchaner und auch Gracchus selbst, der an den 
Tempel herangedrängt war, an dessen Tür erschlagen, neben den Statuen 
der Könige. Rite warf man nachts in die Flut des Flusses. 10 
(;?) So war also Gracchus, der Sohn des Gracchus, der zweimal 
Konsul gewesen war, und der Tornelia, der Tochter Scipios, der die Kar¬ 
thager ihrer Herrschaft beraubt hatte, wegen eines vortrefflichen planes, 
den er aber gewaltsam verwirklichen wollte, noch als Volkstribun auf dem 
Kapitol ermordet worden. 15 
2. Ergänzungen, 
posidonius zu S. 8, 4ff. [Diodor 34, 6, *.]: (Es strömten die Mengen 
vom Lande in Rom zusammen, wie Ströme in den (Dzean, der ja alles in 
sich aufnehmen kann. Und diese Mengen waren voll freudiger Erwartung, 
einander zu helfen: sie hatten ein Gesetz als Führer und Bundesgenossen 20 
und als Beschützer einen Herrn, der weder Sklave der Gunst noch der Furcht 
war, der vielmehr bis zum letzten Atemzug entschlossen war, jede Mühe 
und Gefahr auf sich zu nehmen, um das Land für das Volk wiederzuge¬ 
winnen. 
Tiberius und (Dctavius [zu S. 9, 1 ff.; Plutarch Tib. Gr. v.]: 3u- 25 
erst bat (Tiberius den (Dctavius) offen, indem er ihm herzlich zuredete und 
ihn bei den Händen faßte, er solle doch dem Volk, das Gerechtes fordere 
und doch nur kleines (Entgelt für große Mühen und Gefahren bekommen 
werde, nachgeben und ihm den Willen tun. Als aber (Dctavius die Bitte 
ausschlug, verkündete Tiberius, es sei nicht möglich, daß zwei Beamte, die 30 
sich bei gleicher Machtbefugnis über wichtige Dinge stritten, ohne Kampf 
während ihrer Amtszeit miteinander auskämen, und sagte, er sehe nur ein 
Mittel dagegen, nämlich, daß einer von beiden abdanke. Und er forderte 
Dctavius auf, zuerst das Volk über ihn selbst abstimmen zu lassen, denn, 
wenn es die Bürger so wollten, werde er sogleich als Privatmann (von 35 
der Rednerbühne) herabsteigen, ctls (Dctavius sich weigerte, sagte er, nun 
werde er über ihn abstimmen lassen, wenn er sich nicht noch eines Besseren 
besinne. Unter dieser Drohung entließ er damals die Versammlung. 
Widerstand des Senats [zu S.9, 21 ffPlutarch Tib. G-r. 13.]: Allen 
Maßnahmen waren die Aristokraten feindlich gesinnt, und da sie den 40 
1 Dadurch wird sie zum Kriegsgeroand; doch sehen andere darin die Her¬ 
stellung der priestertracht.
	        
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