I. Philosophie.
A. Zweck der hellenistischen Philosophie.
Sencca ep. 82, 5.6. Philosophie sei dein Vollwerk: sie ist die unerstürm-
bare Mauer, die das Schicksal mit noch so schwerem Geschütz bedräuen mag,
nehmen kann es sie nicht, stuf ragender höhe steht eine Persönlichkeit, die
alles stußerliche im Stich ließ, um fick durch die Burg zu schützen, die ihr gehört:
kein (Beschoß dringt zu ihr empor. Des Schicksals strnt reicht nicht weit, das
ist meine Überzeugung. (Es greift nur den, der von ihm nicht los kann. Machen
wir also die Kluft zwischen ihm und uns so breit wir können; leisten wird
das freilich nur die (Erkenntnis des eigenen 3ch und der Natur. (Ein jeder wisse,
woher er kommt und wohin er geht, was für ihn ein Gut, was ein Übel
ist, was er zu wählen, was zu fliehen hat, und welches jene Vernunftkraft
ist, die zwischen Crstrebenswürdigem und Meidenswertem die (Entscheidung
trifft, die die Tollheit der Begierden zähmt und die wildenstngste beschwichtigt.
B. Die einzelnen Schulen.
Die Uyniker.
Diog. La. VI85—98 mit Auswahl. Krotes aus Theben gehörte zu den
berühmten Schülern des „Hundes"1. Don ihm gibt es manche scherzhaften
Gedichte, wie dies2:
Ranzen heißt eine Stadt inmitten weinroten Dünkels,
herrlich ist sie und fett und meerumschlungen und — hat nichts;
hierhin lenkt mit nichten den Kurs der blöde Schmarotzer,
aber Zwiebel trägt sie und Knoblauch und $eigen und Brote,
alles Dinge, um die die Menschen nicht kriegen, um die sie
Waffen nicht tragen.
stuch folgendes ist von ihm:
3st Hunger nicht der Liebe Ende, ift’s die Zeit;
und wirken beide nicht, so nimm den Strick.
stuch Tragödien hat er geschrieben von hohem philosophischen (Behalt.
Darin kommt dies vor:
Hicht einen Turm, ein Dach nenn’ ich mein Vaterhaus,
nein, jedes Land, wo Städte nur, wo Häuser sind,
ist Wohnstatt mir, drin ich behaglich leben mag. —
Krates wurde „Türöffner" genannt, weil er in jedes Haus (Eintritt hatte
und die Leute vermahnte, von ihm erzählt man, er habe in einer Tragödie3
1 So wurde Diogenes von Sinope von beit Athenern genannt, weil er feinem
3öeal der Bedürfnislosigkeit mit einer zuweilen dreisten Verhöhnung alles Her¬
kommens nachlebte.
8 Homerparodie nach Metrum und Wortwahl. 3 Des Euripides.
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