fullscreen: Lehrbuch der alten Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten

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und Macedonien; Sklaven gewahrten Syrien, Phrygien, Thracien und die Nach¬ 
barländer der Krim. Ausgeführt wurden aus Attika Ol, Feigen, Silber 
sowie die Erzeugnisse der Industrie: Thongeschirre, Lederwaren, Lampen. 
Außerdem tauschte der Bund seine Erzeugnisse mit den Produkten des Orients 
(Datteln, Papyrus, feine Leinwand, Kupfer von Cypern) und Italiens (Roh¬ 
produkte aller Art und Metallwaren der Etrusker). — Seitdem die Bundes¬ 
kasse und Bundesversammlung zu Athen sich befanden, schlichteten auch die 
Mitglieder der Heliaa alle Streitigkeiten der Buudesmitglieder. Dadurch 
häuften sich die Geschäfte der Heliasten derartig, daß ihnen Perikles für ihre 
Mühwaltnng einen Obolus (= 1/6 Drachme = 12x/2 Pfennig) verabreichen 
ließ, der gerade hinreichte, um das tägliche Brot zu kaufen. Seitdem nicht lange 
nach Beendigung des 2. Perserkrieges zur Verhütung der Wahlumtriebe seitens 
der Vornehmen und Reichen der Rat der 500, die 5000 Heliasten und 1000 Ersatz¬ 
geschwornen durchs Los erwählt wurden, war diese Besoldung für die ärmeren 
Bürger wertvoll. Die Mitglieder des Rats empfingen täglich 1 Drachme. Da die 
Flottenmannschaft fast ausschließlich aus Athenern bestand, so führte Perikles 
auch den Kriegersold ein. Damit jeder Athener ohne Ansehen der Person und des 
Standes an den Festtagen das Theater besuchen könne, wurden als Ersatz für 
das Eintrittsgeld jedem Besucher zwei Obolen Schauspielgeld verabreicht. Mit 
der Besoldung der bisherigen Ehrenämter war die Demo¬ 
kratie vollständig ausgebildet. 
Einen großen Einfluß auf die Menge übte Perikles durch seine glänzende 
Rednergabe. Nur bei wichtigen Entscheidungen nahm er selbst das Wort, 
welches mit unwiderstehlicher Gewalt die Gemüter packte, obwohl er ohne jede 
Erregung sprach. Deshalb nannte man ihn den Olympier. — Die Kunst 
der Rede lehrten damals für Geld die Sophisten (d. H. diejenigen, welche 
im Besitze einer besonderen Kunst sind). Der bedeutendste unter ihnen ist 
Protagoras, welcher behauptete: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge", 
d. h. ich kann nicht sagen „das ist so", sondern mir „das ist für mich so"; 
es giebt also keine unbedingte Wahrheit. Die Hauptsache ist deshalb für den 
Gebildeten die Rcbcfcrtigkeit, nm jeden nach Wunsch bekehren zu können. Ihre 
Lehren trugen die Sophisten vielfach in den Gymnasien vor, deren Athen drei hatte: 
die Akademie, das Lyceum und für die Nichtvollbürger das Kynofarges. Es gab 
leider nur wenige, welche die neue Kunst erlernten, um sie zum allgemeinen 
Besten zn verwerten; zu ihnen gehörte Perikles. Er strebte danach, daß alle 
Hellenen Athen als das geistige Haupt Griechenlands betrachteten, wo die 
größten Künstler, Dichter, Philosophen und andere Gelehrten, wie der Geschichts¬ 
schreiber der Perserkriege, Herodot aus Halikarnaß, eine Heimat fanden. 
Um zn zeigen, daß die verschiedenen Bestandteile der hellenischen Bevölkerung 
sich in einem Gemeinwesen wohl vertragen könnten, gründete Perikles mit 
Ansiedlern aus allen Teilen Griechenlands Thnrii in Unteritalien an Stelle 
des von den Krotoniaten zerstörten Sybaris.
	        
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