Full text: Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage

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Die Rolandssage. 
1. Jung Roi'and's Kampf mit beut Riesen. 
Kaiser Karl der Große saß einst mit den vor¬ 
nehmsten Helden seines Reiches zu Aachen beim festlichen Mahle. 
Aus der Tafel standen duftende Wildbraten und köstlich zu¬ 
bereitete Fische, und in den Bechern funkelte der herrlichste 
Wein. Die Helden waren fröhlich und guter Dinge, nur 
Kaiser Karl schien in ihre Fröhlichkeit nicht ganz einzustimmen. 
„Wohl sehe ich hier auf dem Tische manch prächtiges, 
goldenes und silbernes Gefäß," sprach er zu seinen Gästen, 
„und an euren Kleidern und Waffen glänzt mancher schöne 
Edelstein, aber das beste Kleinod fehlt uns doch noch. Dies 
Kleinod ist ein sonnenheller Edelstein, größer und schöner als 
alle, die es giebt. Ein Riese, der tief in dem Ardenner- 
walde wohnt, trägt es in seinem Schilde. So lange uns 
dieses Kleinod fehlt, ist all unser Reichtum nur eitel Tand 
und Schimmer." Als das die tapferen Helden hörten, 
da war es mit dem Mahle zu Eude. Sie sprangen auf 
und riefen ihre Knappen, die mußten die Harnische bringen 
und die Waffen rüsten. Dann ließen sie die Rosse satteln, 
um in den Ardennerwald zu reiten und das Kleinod des 
Riesen von ihm zu erkämpfen. Einer dieser Helden hieß 
Miloit von Anglante. Er hatte einen Sohn, der 
ward Roland genannt, da er aber noch sehr jung, und 
noch nicht zum Ritter geschlagen war, so hieß man ihn all¬ 
gemein Jung Roland. Als Jung Roland von dem Ritt 
in den Ardennerwald hörte, da wäre er für sein Leben gern 
mit dabei gewesen. Er sprach daher zu seinem Vater:
	        
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