Full text: Deutsche Kriegslieder aus den Jahren 1914/16 (H. 175)

28 5ln den Gräbern 
Sie sind nicht tot.1 
Sie sind nicht tot, sie leben, Ihr Blick ist ganz durchdrungen 
sie leben höher als zuvor von tiefster Freude Glück und Glanz, 
und gehn vom väinmerweben Trauernden, die Tränen 
zur letzten Mache,t frei empor. „h, stille sein im heißen tauf 
hier trugen sie, genommen und leichtbeschwingt, gleich Schwänen, 
vorn Staub, der Sterblichkeit Gewand, die Seelen ziehn in’s Licht hinauf! 
Uun sind sie heimgekommen Dort in bes Zrieden- «arten 
ms stre,.entrückte (Bottesland. gei)t fe[ig cinft auä) euer m 
Um ihre Stirn geschlungen Die ihr geliebt, sie warten 
ist rein und schön der Heldenkranz. und lächeln euch den Willkommgruß. 
Christian Schmitt. 
Die Heldenmutter? 
Sieben Söhne wuchsen wie Eichen um mich her. 
Unser Kaiser rief sie ins Feld, mein Haus steht leer. 
Kühn und tapfer schieden meine Sieben von mir, 
drei schwere Heiter, drei Jäger, ein Pionier. 
Herrgott, vergib, daß mein Stolz mich zum Himmel trug, 
daß ich stolz noch blieb, als schwer deine Hand mich schlug. 
Siegeskunde kam von den Unsern Schlag auf Schlag. 
Sechs meiner Söhne nahm mir der Krieg an einem Tag. 
meine tapfern Jungen! — Ich hab' nicht gemeint und gebebt, 
habt ihr doch immer die höchsten Ziele erstrebt. 
Was ihr je im Leben Großes hättet vollbracht, 
größer wie alles war euer Heldentod in der Schlacht. 
5ln des Hauses Schwelle will ich nun wartend steh'n, 
mein Letzter, der siegend heimkehrt, soll mich lächelnd seh'n. 
Ruf meine brennenden Wunden drücke ich fest die Hand. 
So dient eine deutsche Mutter dem Vaterland. 
Thusnelda H)oIff=Kettner. 
Der sterbende Soldat.3 
(D liebe Kriegskameraden ihr, © liebe Kriegskameraden ihr, 
das Stündlein hat geschlagen, wie seid ihr treu geschritten 
daß wir uns scheiden müssen hier; die lange Seit zur Seiten mir! 
der Seiger fällt, Nun ift’s mit Reih’ 
wie Gott ihn stellt; und Glied vorbei, [zwei, 
wir werden uns wohl auf dieser Welt die irdisch' Freundschaft bricht ent- 
kein IDörtlein wieder sagen. als wär' ein Ring zerschnitten. 
1 Aus Schmitt, „Zu Kampf und Sieg". 2 ctus Falke, „Fern vom Krieg". 
3 ctus Krauß, „Deutscher Heldentod".
	        
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