Kunersdorf. Oer alternde König 23
Königs Chor kamen, welcher aus Schlesien kam. von da marschirten wir
wieder bis den 12ten, war der 9 te Sontag nach Trinitatis, war wieder
ein harter Sontag, und um 10 Uhr, anstatt das man hätte sollen in
die Kirche gehn, ging ein großes Blutvergießen an und wehrte biß
abendts 7 Uhr. Erstlich fing unser rechter Flügel mit Lanonen an.
wir hatten 30 Lanonen, wo 12 Pferde vor waren, ohne die andern,
welcher noch 6 mahl mehr waren, wir schlugen ihren linken Flügel
zurück,- bis zuletzt hatten sie sich stark verfchantzet, wo wir sie aus zwey
Schantzen treiben mußten. Die Russen waren alle geschlagen, da kamen
noch 8 Battalions Dstereichische Grenadirs, welche uns unmöglich waren
zu zwingen. Der König ist allzeit vorne gewesen und gesagt: wer ein
braver Soldat ist, der folge mir! wer nur noch Patronen hatte, ging
getrost. Zuletzt soll er selber: „Rechts um" commandirt haben und ge¬
sagt: „Ziehet euch zurück Kinder !" wir müßen unterdessen retiriren bis
an die Oder. Die Todten, die da lagen, war erstaunlich, und glaubt mir !
gewiß, wo unser 6 lagen, lagen ihrer gewiß 10. Den daßjenige, was
mir trafen, wurde gewiß getroffen; sie feuerten immer mit Ladatschen,
welche viele blesierten, aber nicht tödteten. Der König war des
Morgens keine 2 Stunden vor der Battalie noch bet] uns; wie wir vor-
bet)marfchirten sagte er zu uns ingesamt: (Buten Morgen Kinder! wie
gehts? Und darauf platteutsch: wolt ihr bald grote Bohne eßen?" wir
antworteten: „3a." (Er sagte: „3a, habt noch ein wenig Geduld", und
war wohlgemuth dabey. —
Unser Regiment ist bey fiusmarfch der Winterquartiere stark ge¬
wesen 42 (Dfficier 1620 Gemeine, anjetzo haben wir noch 12 (Dfficir
448 Gemeine bey dem Regiment.
32. Der König an seine mütterliche Zreundin Frau v. Lamas?
Neustadt, 18. November 1760.
. . . wir werden leider alt. Seit vier 3ahren habe ich auf die
Soupers verzichtet, die für das mir aufgezwungene Handwerk nicht
passen. An Marschtagen besteht mein Mittagessen aus einer Tasse
Schokolade. . . .
Ich schwöre Ihnen, es ist ein Hundeleben. Kein Mensch außer mir
und Don (Quichotte hat so gelebt. Diese unaufhörlichen Geschäfte, diese
stete Unruhe haben mich so alt gemacht, daß Sie Mühe haben werden,
mich wiederzuerkennen. Ruf der rechten Seite sind mir die haare völlig
grau geworden, meine Zahne werden mürbe und fallen aus. Mein
Gesicht ist so voll von Runzeln wie ein Frauenkleid von Falten, der
Rücken krumm wie ein Fidelbogen, und mein Inneres so traurig und
niedergeschlagen wie die Seele eines Trappistenmönches. Ich sage Ihnen
das alles, damit Sie, wenn wir uns im Fleische wiedersehen sollten,
1 Oeuvres XVIII, S. 144.