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der Kaiserkrone geschmückt. So waren die deutschen Stämme zu einer Reichseinheil
verbunden. Die Herzoge, früher fast unabhängige Herrscher in ihren Gebieten, waren
zu Vasallen herabgedrückt, hatten aber dafür die Erblichkeit ihrer Lehen erlangt.
Die Hauptstütze des deutschen Königs bildeten jetzt die geistlichen Fürsten, die aus
Kosten der Herzöge mit reichem Grundbesitz und gräflichen Rechten ausgestattet wurden.
Da ihre Lehen nicht aus Nachkommen vererben konnten und die Bischöfe vom Könige
ernannt wurden, hatte dieser bei jeder Erledigung Gelegenheit, sich neue Anhänger zu
erwerben. Auch fielen die bischöflichen Sprengel nicht mit den Stammgebieten zusammen
(siehe Karte!), weshalb jenen die innere Einheit der Stammgebiete fehlte. Dem Papste
gegenüber besaß der deutsche König die herrschende Stellung. Ohne seine Einwilligung
wurde kein Papst gewählt, und dieser mußte für sein weltliches Gebiet dem Könige Treue
schwören.
3. Glieckerung cke» Volkes. Aus dem Karolingischen Beamtenstaat war ein
Lehens st aat geworden. Alle Ämter wurden als Lehen aufgefaßt. Damit war eine
Veränderung des Heerwesens verbunden; denn die allgemeine Dienstpflicht hörte aus,
und an die Stelle des Heerbannes trat das Vasallenheer. Dadurch wurde der König
von dem guten Willen seiner Vasallen abhängig. Weil der Kern des Heeres jetzt aus
den schwer gepanzerten Reitern bestand, wurde der Kriegerstand mehr und mehr zum
Ritterstand, und dieser sonderte sich von dem Stande der Ackerbauer. Daneben
gewann der Bürgerstand, der von Gewerbe und Handel lebte, allmählich an Bedeutung.
Diese Gliederung in Bauern, Bürger und kriegerischen Adel hat bis zur franzö¬
sischen Revolution bestanden.
V. lla; Zeitalter der Kämpfe zwischen Kaisertum
und Papittum.
A. Der erste Kampf unter den fränkischen Kaisern.
I Heinrich IV. 1056—U06.
1. Seine Vorgänger. Das fränkische Kaiserhaus bestieg mit Konrad II.
(1024—1039) den Thron. Er brachte das Königreich Burgund durch Erbschaft
zum deutschen Reiche. Um die Macht der Herzoge zu schwächen und eine neue
Stütze des Königtums zu schassen, machte er auch die kleineren Lehen erblich.
Dadurch wurde der Grund gelegt zu einer großen Zersplitterung Deutschlands.
Die Bischöfe ernannte er nach freiem Belieben und ließ sich dafür Abgaben
zahlen. Sein Sohn Heinrich III. (1039—1056) war neben Otto I. der mächtigste
deutsche Kaiser, a) Die Herzöge gehorchten ihm unbedingt. Bayern,
Schwaben und Kärnten verwaltete er selbst, und Franken gehörte zum größten
Teil zu seiner Hausmacht, b) Seine Oberherrschaft über die Päpste war
unbedingt anerkannt; er setzte drei Päpste ab und vier deutsche ein. c) Das
deutsche Reich hatte die größte Ausdehnung. (Siehe die Karte!) Zu
ihm gehörten: drei Königreiche (Italien, Burgund, Ungarn), sieben deutsche
Herzogtümer (Sachsen, Franken, Schwaben, Bayern, Kärnten, Ober- und Nieder-
Lothringen), zwei slawische Herzogtümer (Polen und Böhmen); die Nor¬
mannen in Unteritalien und der König von Dänemark erkannten Heinrichs
Lehnshoheit an. Aber er starb in der Vollkraft seines Lebens, erst 39 Jahre
alt. Alle seine Errungenschaften wurden nun in Frage gestellt; denn der neue